Alzheimer und bipolare Störungen

[Berner]

Mein Mann ist 64 Jahre alt und leidet seit mindestens 20 Jahren an bipolaren Störungen. Bei einem Krankenhausaufenthalt in der Charite vor 2 Jahren wurde außerdem beginnende Alzheimer diagnostiziert. Nach eingehenden Untersuchungen wurden bereits Veränderungen im Hirn und das Gen ApoE4 2fach festgestellt. Seither wird er mit Axura behandelt. Außerdem nimmt er die Medikamente Orfiril, Trevilor, Cipralex und Trazodon - zusätzlich alle 3 Wochen wird Fluanxol gespritzt.
Zur Zeit überwiegen die aggressiven Phasen - Ich kann ihm nichts recht machen, sieht nur böses in mir, ist von einer Minute zur anderen aufbrausend und unberechenbar. Dann widerum sitzt er in sich gekehrt und abwesend am Tisch oder steht wie versteinert auf einem Platz. Wer kann mir von ähnlichen Fällen berichten.

[Flieder]

Re: Alzheimer und bipolare Störungen


Hallo,
als erstes fällt mir auf, dass Ihr Mann ja einen Wahnsinns-Cocktail an Medikamenten erhält...
Von verschiedenen Antidepressivas über Neuroleptika, Psychopharmaka/Anti-Epileptika zu Antidementiva... und trotzdem hat er solche extremen Schwankungen. Sind Sie und der behandelnde Arzt der Meinung, dass Ihr Mann "gut" eingestellt ist mit diesen Medikamenten?
Oder kam hier eins zum anderen über die Jahre? Ich habe noch nicht verstanden, was der Unterschied zwischen den bipolaren Störungen und folgendem Zellverlust im Gehirn und den anderen Demenzen wirklich ist. Da mein Vater, 63, seit einigen Jahren erkrankt ist, und auch ab einem bestimmten Moment während der Krankheitsphase solche Aggressionen, bzw. "schlechte Nerven" bekam, gegen die wir immer noch mit Medikamenten kämpfen, vermute ich mal ähnliche Zusammenhänge bzw. Ursachen. Allerdings war mein Vater vorher nie so manisch, also keine schwankende Symptomatik, eher depressiv und immer mehr Panikattacken, als die Beschreibung in dem Artikel in der Ärztezeitschrift über Bipolare Störungen
http://www.aerzteblatt-studieren.de/...p?docId=106053
Interessant ist, dass bei Ihrem Mann der Test für die Bestimmung des Genotypen ApoE gemacht wurde, und er den kritischen Typ ApoE 4,4 hat, der ja mit Alzheimer in Verbindung gebracht wird, und auch mit einer mangelnden Fähigkeit Schwermetalle zu binden. Das habe ich vor einigen Jahren bei meinem Vater auch bestimmen lassen, aber mein Vater hat ApoE 3,3, was allerdings auch mit einem mittelgradigen Risiko einher geht.
Darf ich fragen, wieviel Axura Ihr Mann erhält? Wir überlegen gerade, ob wir wie vom Arzt vorgeschlagen, die Dosis steigern sollen
Freundliche Grüße, Flieder

[Berner]

Re: Alzheimer und bipolare Störungen


an Flieder:
"Axura" nimmt mein Mann 2mal täglich je 10mg. Als ich vor kurzem den Arzt auf die Wirksamkeit hin fragte, sagte er mir: man kann nicht mit Gewissheit sagen, daß diese Medikamente den Verlauf von Alzheimer beeinflussen, aber sie werden dem Patienten gegeben, damit man alle Möglichkeiten ausschöpft.
Zu den Medikamentenmix kommt es, da sein Gefühlszustand während des Tages zwischen Angst, Antriebslosigkeit, Aggression, Verfolgungswahn, Suizitgedanken, Müdigkeit, Schlaflosigkeit - vielleicht habe ich auch noch etwas vergessen - schwankt. Der Arzt gibt je nach Veranlassung meines Mannes neue Medikamente. Letzte Kontrolle mit 2wöchigem Krankenhausaufenthalt war im September vorigen Jahres.
Momentan verstärkt sich wieder seine Vergesslichkeit. Außerdem läßt das Interesse am Weltgeschehen sehr nach. Er will nur noch Musiksendungen am Fernseher ansehen, obwohl er früher keinen Krimi oder auch Dokumentarfilm verpaßt hat.
Jetzt wird in Zusammenarbeit mit dem Nervenarzt und einem Psychotherapeuten eine Behandlung ausgearbeitet, vielleicht verbessert sich sein Allgemeinzustand etwas.
bis demnächst
Berner