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Aggressivität bei Alzheimer - Medikamente

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  • Aggressivität bei Alzheimer - Medikamente

    Liebe Forumsmitglieder,

    bislang war ich immer ein eher passives Mitglied, das mit großem Interesse die oft sehr interessanten und informativen Beiträge der anderen studierte.

    Heute möchte ich mal den Krankheitsverlauf meines Vaters und unsere Erfahrungen mit den verschiedenen Einrichtungen schildern:

    Mein Vater ist 72 Jahre. Vor ca. 5 Jahren wurde bei ihm eine beginnende Alzheimer Demenz diagnostiziert, obwohl man damals im CT-Bild noch keinerlei Veränderungen im Gehirn feststellen konnte. Die bei einem Neurologen durchgeführten Tests und seine zunehmende Vergesslichkeit ließen keinen anderen Schluss zu.

    Die Betreuung meines Vaters übernahm die ganze Zeit meine Mutter, was bis vor kurzem auch noch recht gut klappte. Aber seit ca. einem halben Jahr ist Vater sehr aggressiv gegen meine Mutter geworden. Anfangs waren es "nur" Beschimpfungen und Beleidigtsein, dies hat sich jedoch bis zu Schlägen, Tritten, Anspucken, Bedrohen mit einem Messer, etc. gesteigert. Wenn meine Mutter mich oder meine Schwester telefonisch um Hilfe rief und wir dann so schnell es ging gefahren kamen, hatte sich die Situation meist schon etwas beruhigt oder wir konnten Vater relativ schnell beruhigen. Mutter war immer in Tränen aufgelöst und seelisch völlig am Ende, weil sie es einfach nicht mehr schaffte, ihn zu beruhigen. Diese "Anfälle" kamen wie aus dem Nichts und bis zu 3x am Tag. War er eben noch bester Laune, so genügte anscheinend eine Kleinigkeit, um ihn völlig ausrasten zu lassen.

    Über den Neurologen bekamen wir dann die verschiedensten Medikamente verordnet, die ihn beruhigen und/oder seine Wahnvorstellungen lindern sollten. Keines der verordneten Medis half, z.T. verstärkten sich die Ausbrüche. Der letzte Kommentar des Arztes, als meine Mutter ihm telefonisch mitteilte, dass auch dieses Medikament keine Wirkung zeige war (Zitat): "Ja, dann ist das eben so, dann ist das eben eine neue Phase. Die dauert vielleich 2 oder 3 Monate, dann hat er sich untergeordnet." Auf den Einwand meiner Mutter, dass sie schon morgens zittere, wenn sie aufsteht, erwiderte er: "Dann müssen Sie Beruhigungsmittel nehmen und nicht ihr Mann!"

    Nach Gesprächen in der Alzheimer-Selbsthilfegruppe ließen wir Vater in die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses einweisen, in der Hoffnung, dort eine "vernünftige" medikamentöse Einstellung für ihn zu bekommen, damit Mutter zu Hause mit ihm leben kann.

    Das ist jetzt 4 Wochen her, in denen wieder Medikamente ausprobiert wurden. Auf ein Medikament bekam er einen epileptischen Anfall. Auch im Krankenhaus ist er zum Teil extrem aggressiv, so dass bis zu 6 Pfleger ihn bändigen müssen. Teilweise musste er deswegen kurzzeitig fixiert werden. Für uns ist es schrecklich, ihn so zu sehen. Da anscheinend das Krankenhaus mittlerweile auch kein Geld mehr von der Krankenkasse bekommt, drängt man uns jetzt, ein Pflegeheim für ihn zu suchen, obwohl noch keinerlei Stabilisierung seines Zustandes zu erkennen ist.

    Wir werden ihn jetzt auf Kurzzeitpflege in ein gerontopsychiatrisches Pflegezentrum geben und hoffen inständig, dass man ihm/uns dort helfen kann.

    Hat irgendjemand im Forum auch Erfahrungen mit so heftigen Aggressionen bei einem Alzheimer-Patienten und kann mir Hoffnung auf Besserung machen?

    Viele Grüße an alle!
    Andrea


  • Re: Aggressivität bei Alzheimer - Medikamente


    Hallo Andrea,Ihre Schilderungen über ihren Vater kommen mir sehr bekannt vor.Mein Mann,65 J.,seit 5 J. an Alzheimer erkrankt,zeigte mir gegenüber auch starke Aggressivitäten.Es war so schlimm,dass ich aus dem Haus flüchten mußte.Habe dann auch Hilfe bei meinen Kindern gesucht.Wir sind dann zum Neurologen und der verschrieb uns täglich 1Gr.Risperdal und die Aggressionen verschwanden.Es ist sicherlich nicht toll wieder ein neues M.aber besser als ständig in Angst zu leben und für den Erkrankten sind die Zustände der Erregung auch sehr schädlich.
    liebe Grüße Kondor

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    • Re: Aggressivität bei Alzheimer - Medikamente


      Liebe Andrea!
      Deine Geschichte kommt mir bekannt vor, auch wenn sie sich im Falle meines Vaters nicht so lange hingezogen hat.
      Bei meinem Vater wurde auch Alzheimer diagnostiziert (frühes Stadium) und die entsprechenden Medikamente (als erstes war es glaub ich Exelon) verschrieben.
      Leider fruchtete die Einnahme nicht. Mein Vater vergass weitehrin Dinge (Einkauf, Termine, etc...)...wenn man dann "unangemeldet" zum Kaffeetrinken kam und er nicht wie abgemacht Kuchen gekauft hatte, reagierte er zuerst betroffen und dann auch schnell agressiv, da es ihm sichtlich peinlich war und sich "nutzlos" (auch wenn wir behutsam mit ihm umgingen und ihm keineswegs das Gefühl vermittelten) vorkam. Er verschanzte sich immer mehr und so begann eine Abwärtsspirale. Zusätzlich verschlimmerte sich sein Befinden durch ungewollte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und andauernde Übelkeit.
      Ein Medikamentenwechsel hat dann die Wende gebracht. Ein Arzt verschrieb ihm Reminyl und innerhalb eines Monats zeichnete sich Besserung ab. Die Nebenwirkungen blieben aus und das Reminyl holte ihn ins Leben zurück. Er nahm wieder aktiver am Leben teil, er vergas nahezu nichts mehr, wurde dadurch selbstsicherer und die Agressionen blieben aus.
      Er freut sich mittlerweile wieder über unsere Besuche und wir nutzen die Zeit für Gehirnjogging, indem wir uns alte Fotoalben angucken ihn erzählen lassen oder indem wir Mau-Mau und Rommee spielen.

      Ich wünsche Deinem Vater, Dir und dem Rest deiner Familie alle Kraft der Welt!

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      • Re: Aggressivität bei Alzheimer - Medikamente


        Sehr geehrte Andrea,

        wichtig ist eine vernünftige Basistherapie mit einem neueren Antidementivum, darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten Aggressivität zu beeinflussen, darunter auch medikamentöse (atypische Neuroleptika, bestimmte Antiepileptika). Da ich denke, daß diese bereits ausprobiert wurden, belasse ich es dabei.
        Wichtig erscheint mir der Hinweis, daß die Aggressivität im Krankheitsverlauf meist nachlässt und in den wenigsten Fällen ein dauerhaftes Problem darstellt.

        Mit freundlichen Grüssen,

        Spruth

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        • Re: Aggressivität bei Alzheimer - Medikamente


          Liebe Forumsmitglieder,

          ich möchte heute mal wieder über den aktuellen Stand berichten:

          Leider haben sich die Aggressionen bei meinem Vater noch immer nicht gebessert. Heute wird er in das gerontopsychiatrische Pflegezentrum verlegt. Letzte Woche hatten wir noch einmal ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin und haben nun das erste Mal erfahren, dass er gar nicht an Alzheimer, sondern an einer vaskulären Demenz leidet. Diese wäre durch einen oder mehrere Schlaganfälle, die wohl jedes Mal im Bereich des Erinnerungs-/Gedächtniszentrums stattfanden, von außen unbemerkt und ohne Lähmungen, ausgelöst worden. Dies habe man anhand des zu Beginn gemachten MRT festgestellt. Bei Alzheimer-Patienten würde man ein deutlich geschrumpftes Gehirn sehen, bei ihm sei die Größe des Gehirns jedoch ganz normal, man würde aber Verkalkungen und abgestorbene Gehirnregionen sehen.

          Auch das Dipiperon, das er als Bedarfsmedikation bekam, musste wieder abgesetzt werden, da er ein leichtes Parkinson-Syndrom (zitternde Hände, extreme Gangunsicherheit mit kleinen Schritten)entwickelt hat. Außerdem kann er kaum noch sprechen, ist heiser wie bei einer Erkältung, was nach Aussage der Pfleger auch von dem Medikament kommen soll.

          Das Krankenhaus muss er hauptsächlich deshalb verlassen, weil die Pfleger mit ihm überfordert seien, so die Ärztin. Sie haben noch nie einen so schlecht eingestellten Demenz-Patienten entlassen, sagte uns die Ärztin im Gespräch. Ich frage mich nur, wie das dann im Pflegezentrum klappen soll, denn auch dort ist nicht mehr Personal vorhanden und dort sind 16 Demenzpatienten auf einmal zu betreuen.

          Danke für die Unterstützung an alle die sich auf mein Thema gemeldet haben, und ich hoffe, es kommen noch ein paar mehr dazu!

          Viele Grüße an alle!
          Andrea

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          • Re: Aggressivität bei Alzheimer - Medikamente


            Hallo Andrea,
            ich bin Krankenschwester mit langjährigen Erfahrung. Leider deine Sorgen und Ängste haben viele betrofene Angehörige. Es wir etwas ruhiger, aber Agression wiederholt sich immer wieder. Med. müssen richtig eingestellt werden und were nicht schlecht das du jemanden für Betreuung findest. Falls das du Hilfe bei dem suche brauchst , melde dich.
            Alles gute

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