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Alzehimer aus heiterem Himmel

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  • Alzehimer aus heiterem Himmel

    Einen schönen guten Abend.
    Meine Mutter vor 7 Tagen fit wie ein Turnschuh, sich alleine versorgt, geputzt, gebacken. gekocht nahm an Veranstaltungen teil, hat gelesen, eigentlich nichts auffälliges ausser ab und an mal einen Namen zu vergessen.
    Sie ist 84 Jahre alt.
    Meine Mutter kam vor einer Woche wegen einer Grippe mit Lngenentzündung ins Krankenhaus.
    Körperlich schwach durch die Grippe (bestand seit 4 Tagen)
    war aber auch da geistig voll rege.
    Am 2. Tag im Krankenhaus fing sie an zu Halluzinieren, hatte ein Zittern am Körper. Einen Tag mehr einen Tag weniger.(Sie sagte immer ich weiss nicht heute nacht war ich auf dem Trip)
    Auf meine Nachfrage was sie bekäme, erste Antwort nichts.
    Heute bekam ich nach erneuter Anfrage mitgeteilt dass sie mit Atosil Behandelt wird und ob ich nicht merke dass sie eine Demenz hätte und man könnte sie keine Minute aus den Augen lassen. Sie wäre am Besten in einer Psychiatrie um dort eingestellt zu werden. Ich stellte ihr heute Fragen Langzeit und KUrzzeitgedächtnis funktionieren einwandfrei.
    Auf die Frage an die Ärztin ob das Medikament sowas an Nebenwirkungen machen könnte bekam ich die Antwort unwahrscheinlich ich denke nicht.
    Meine Frage-kann sich eine Demenz aprupt zeigen oder können es doch Auswirkungen der Atosil sein?

    Vielen Dank für die Antworten


  • Re: Alzehimer aus heiterem Himmel


    Hallo Eva Maria,
    eines vorneweg: ich bin keine Ärztin oder sonstwie fachkundig - nur habe ich eine 84jährige, tatsächlich demenzkranke Mutter und mit Psychopharmaka ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht, außerdem kenne ich auch andere Fälle.
    Nun zu Ihrer Frage:
    In der Präparateinformation der Gelben Liste findet man zu Atosil u.a.: "Bes. b. Kdr. u. ält. Pat. paradoxe ZNS-Stimulat. m. Tremor, Irritabilität, Schlaflosigk. u. Affektstör. mögl. Prädisponierend wirken fieberhafte Erkrank. u. Dehydratation."
    Wenn Ihre Mutter bis vor kurzem fit war, dann ist diese rapide Entwicklung schon sehr merkwürdig. So hopp-hopp kriegt man nämlich keine Demenz. Mögliche Erklärungen: Die Erkrankung, akuter Flüssigkeitsmangel (wahnsinnig wichtig bei alten Menschen ist das ausreichende Trinken), sowie der Klinikaufenthalt, der oftmals bei alten Menschen eine Art Schock auslösen kann. Daß man nach 2 Tagen Klinikaufenthalt schon eine Demenz festgestellt haben will, finde ich sehr rasant. Normalerweise muß das sehr sorgfältig anhand von Tests und Untersuchungen gegen andere Krankheiten, wie z.B. Depression, abgegrenzt werden. Und die Antwort der Ärztin steht auch nicht gerade auf stabilem Grund. Meine Mutter bekam während eines Klinikaufenthaltes von einer Kombination aus Eunerpan und Risperdal leichte Krampfanfälle, und als ich eine Ärztin fragte, ob das die Medikamente sein könnten, verneinte sie dies. Nach dem Absetzen der Medikamente verschwand das Symptom jedoch vollständig.
    Mich wundert es nicht, daß Ihre Mutter ein Beruhigungsmittel bekommt - das ist in Kliniken üblich, wenn jemand unruhig ist. Meine Mutter bekam bei ihrer Einlieferung wegen Oberschenkelhalsbruch sofort Haldol. Unruhe ist aber noch keine Demenz, sondern für alte Leute im Krankenhaus fast normal. Die haben schlicht und ergreifend Angst. Ich rate Ihnen dringend: Lassen Sie Ihre Mutter auf keinen Fall in die Psychiatrie stecken, ohne daß zuvor eine Demenz einwandfrei diagnostiziert wurde! "Einstellen" heißt nämlich in der Regel, dem Patienten so lange die unterschiedlichsten Psychopharmaka zu verabreichen, bis man der Meinung ist, man habe die Symptome im Griff. Meist kommt derjenige als völlig veränderter Mensch wieder raus. Sturzneigung, Gangstörungen, Müdigkeit, Zittern (bis zur Unfähigkeit, selbständig zu essen oder zu trinken), Apathie, und Gehirnleistungsstörungen sind nur einige Symptome.
    Passen Sie gut auf Ihre Mutter auf!
    Alles Gute und viel Glück!
    Petra H.

    Kommentar


    • Re: Alzehimer aus heiterem Himmel


      Hallo Eva Maria,
      jedes Wort von Petra möchte ich unterstreichen! Auch ich spreche als Laie.
      Von Demenz spricht man erst, wenn die Symptome seit mind.6 Monaten bestehen. Die Diagnose, mal eben so, ist unverantwortlich.

      Der Zustand Ihrer Mutter kommt mir bekannt vor, ich vermute ein Durchgangssyndrom, das, wie der Name schon sagt, vorbeigeht. Das ist eine Psychose (organische Funktionspsychose), die durch die Situation, die Belastung des Körpers durch die Krankheit und/oder die Behandlung (bei OPs) ausgelöst wird oder/und durch akuten Flüssigkeitsmangel, dazu kommen Stress und Angst.
      Das Durchgangssyndrom kann sich in wenigen Tagen zurückbilden, Nachwirkungen vielleicht ein paar Wochen.

      Dafür spricht das plötzliche Auftreten, das Alter und die Situation und die zwei Tage, die sie erwähnten. Üblicherweise verstärken sich die Symptome nachts noch, die Schwestern packen den Patienten gerne mal in ein Kämmerchen(gerne auch ans Bett gebunden), weil er stört. Stört, heisst nächtliche Unruhe, der Schlaf ist nicht erholsam, was jetzt ja unbedingt erforderlich wäre um gesund zu werden. Das trägt auch noch zu den Verwirrtheiszustand bei.

      Insofern hat die Ärztin recht, man kann ihre Mutter keine Minute aus den Augen lassen, aber halten die sich im Krankenhaus daran? haha
      So wie Sie es formuliert haben, kam Ihnen die Ärztin vorwurfsvoll und hat Ihnen ein schlechtes Gewissen machen wollen. Wir Angehörigen von Demenzpatienten kennen das nur allzugut.
      Fragen sie die Ärztin mal nach dem Durchgangssyndrom. Und fragen Sie konkret nach, wie es nachts ist, welche Massnahmen ergriffen werden, was sie unternimmt, wird die Mutter durchgehend beaufsichtigt? Sie sagt ja selber, dass es notwendig ist, also?
      Werden sedierende Medikamente gegeben? Was wird getan um Stürze zu vermeiden? Fragen Sie einen zweiten Arzt. Gibt es Handlungsanweisungen für Durchgangssyndrom?
      Lassen Sie sich keinesfalls einreden, dass die Mutter sicher schon vorher dement war, wenn es nicht so ist!
      (Mir hat mal eine Ärztin im Brustton der Überzeugung gesagt, mein Vater wäre ja bereits vorher halbseitig gelähmt gewesen ...)
      Ich sag das jetzt sehr kämpferisch, aber gut wäre es, mit den Ärzten und dem Pflegepersonal konstruktiv zusammenzuwirken, manchmal muss man sich dazu erstmal klar ausdrücken.
      Vielleicht können Sie die nächsten Nächte an der Seite ihrer Mutter bleiben, das könnte viel helfen.

      Sie müssen jetzt wirklich aufpassen, dass es zu keinen bleibenden Schäden kommt, die Gefahr besteht durchaus. SIE müssen es tun, denn es tut kein anderer. Demente und psychotische Patienten werden nur selten im Krankenhaus nach ihren Bedürfnissen behandelt, sie sind zu anstrengend, oft aggressiv und so gar nicht dankbar, nicht einsichtig, nicht kooperativ.
      Viel zu oft werden sie und ihre Angehörigen behandelt, als wäre das, was ist, ihr eigenes Verschulden, das man mit ruppigem Verhalten wegerziehen könnte.

      Sie haben aber beste Chancen, in ein paar Wochen ihre Mutter wieder in alter, guter Form zurückzuhaben.
      Das beste wäre, die Mutter so schnell wie möglich aus der Situation zu holen und ambulant weiterbehandeln zu lassen.

      Sehr wichtig ist jetzt wirklich viel trinken (vor allem jetzt und in den nächsten Wochen verstärkt und dann überhaupt), da der Zustand teilweise dadurch ausgelöst worden sein kann und auch durch den Zustand zuwenig getrunken wird und weitere, zusätzliche Verwirrung dazukommen kann. Durch die Infektion und die Medikamente braucht der Körper viel mehr Flüssigkeit. Hilfreich wäre zusätzliche Flüssigkeitszufuhr, Infusionen, auf jeden Fall sollten Sie Ihre Anwesenheit nutzen um viel "reinzuschütten". Üblicherweise stellt das Pflegepersonal den Tee hin und für zwischendurch eine Flasche, ob dabei wirklich getrunken wird, bleibt dem Patienten überlassen, wenn er nicht in der Lage ist - Pech für ihn, für das mangelnde Durstgefühl bei alten Menschen oder Schwäche ist im Stationsalltag keine Zeit.
      Lassen Sie sich nicht beirren, und um Himmels Willen nicht einreden, dass Pysochopharmaka nun notwendig wären. Falls wirklich eine echte Demenz da wäre, wäre Zeit genug, um nach der Genesung von der Lungenentzündung eine Memoryklinik ambulant aufzusuchen.
      Der jetzige erschreckende Zustand aber, da bin ich ganz sicher, geht wieder vorbei.

      Möge der Himmel für Sie und Ihre Mutter noch lange heiter leiben,
      wünscht
      Jetti

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      • Re: Alzehimer aus heiterem Himmel


        Nein, die Alzheimer Demenz kommt nicht aus heiterem Himmel.

        Die vorklinische Phase beträgt etwa 15 bis 30 Jahre (Beginn der Ablagerungen und Bildung der Plaques im ZNS)

        Die klinische Phase (Beginn der deutlichen Demenzsysmptome) verläuft über einen Zeitraum von ca. 5 bis 10 Jahren.
        Der klinischen Alzheimerdemenz geht eine jahrzehntelange Phase der nervlich-degenerativen Veränderung (zumeist unbemerkt) voraus.
        Man kann also für den gesamten Krankheitsprozess einen Zeitraum von 30 bis 40 Jahren (Beginn ab ca. dem 40.ten LJ mit einem Gipfel ab dem 65. LJ) annehmen.

        Ohne sorgfältige fachärztliche Diagnose ist die Alzheimer Demenz **nicht** feststellbar.
        *(Zu 100% eigentlich nur durch eine neuropatholgische Untersuchung nach dem Tode des Patienten)*

        Ein einfaches Schema ermöglicht die ungefähre Einschätzung des Demenzstadiums (DSM-III-R American Psychiatric Association 1987):

        1. **leichte Demenz** - Arbeitsfähigkeit und Sozilaktivitäten sind deutlich eingeschränkt, die Fähigkeit allein zu Leben bleibt aber erhalten -> intaktes Urteilsvermögen.

        2. **mittlere Demenz** - die selbstständige Lebensführung ist mit Schwierigkeiten verbunden aber möglich, allerdings ist ein gewisses Maß an Aufsicht erforderlich.

        3. **schwere Demenz** - der Patient ist in seiner Lebensführung dermaßen eingeschränkt, dass eine kontinuierliche Auffsicht unerlässlich ist.

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        • Re: Alzehimer aus heiterem Himmel


          Vielen lieben Dank für Ihre tollen Beiträge, sie haben mir sehr geholfen.
          Nachdem ich im Krankenhaus sehr unangenehm war wurde ein Neurologe zugezogen. Diagnose traumatisches Delirium nach
          Pneumonie (unter uns gesagt ich denke auch nach Atosil)
          meine Mutter ist geistig voll ansprechbar. hat keine Gedächtnislücken, weiss alles wie vorher auch.
          Allerdings das Delirium ist noch vorhanden mit dem Bedürfnis sich bei allem entschuldigen zu müssen, oder in allem ein Problem zu sehen wo keines ist. ebenso sind noch Angstträume vorhanden, die nur schwer über den Tag verarbeitet werden können.
          Wenn man sie ablenkt reagiert sie mit lachen und normal.
          die Einweisung in eine Psychiatrie lehne ich voll ab.
          Weiss jemand einen Rat wie lange sowas anhalten kann ??????


          Lieben Dank Eva

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