Nachdem meine Mutter jetzt etwa einen Monat in der Wohngemeinschaft lebt, möchte ich kurz berichten:
Wir haben ja schon so ziemlich alle Möglichkeiten hinter uns - Unterbringung im Heim - einfach schrecklich. Habe ähnliche Erfahrungen gemacht, wie von vielen von Euch beschrieben. Dann Pflege im häuslichen Bereich. Hat nicht gut geklappt, da ein an Demenz Erkrankter lückenlos betreut werden muss.
Diesmal habe ich ein gutes Gefühl. In der WG leben 8 Menschen in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung. Meine Mutter ist schon in einem weiter fortgeschrittenem Stadium. Sie werden dort hauswirtschaflich betreut und gut umsorgt. Es ist rund um die Uhr jemand da. Man versucht weitestgehend ohne Neuroleptika und Beruhigungsmittel auszukommen, was offensichtlich recht gut klappt. Die Eigenheiten der Erkrankung werden anders aufgefangen, nämlich indem man auf die Person eingeht und sie ablenkt. Die Mutter einer Bekannten von mir ist dort geradezu aufgeblüht, nachdem sie auch einen Heimaufenthalt hinter sich hatte und macht einen wirklich glücklichen Eindruck. Auch meiner Mutter geht es ganz gut. Sie kann im Haushalt helfen (abtrocknen, fegen, staubwischen - was eben so geht), es wird Ball gespielt, Gymnastik gemacht und einmal in der Woche geht es sogar ins Schwimmbad (natürlich ins flache warme Wasser oder den Whirlpool). Nie im Leben hätte ich gedacht, dass das mit meiner Mutter noch möglich wäre, aber man hat mir berichtet, dass sie aus dem Wasser gar nicht mehr heraus wollte und sich sogar weitestgehend allein an- und ausgekleidet hätte. Ich bin sehr froh. Seitdem sie dort wohnt habe ich noch nie ein schlechtes Gefühl gehabt, wenn ich nach einem Besuch wieder weggefahren bin. Ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, auch wenn die WG etwas weiter weg ist und ich etwa eine halbe Stunde fahren muss, um meine Mutter zu besuchen.
Leider scheint es solche Wohnmöglichektein nicht gerade wie Sand am Meer zu geben und es ist wohl auch nicht so einfach so etwas zu organisieren. Man hat mir berichtet wieviele Widerstände es gegeben hat und was alles zu beachten ist. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so falsch. Sicher gibt es auch hier Schwarze Schafe, die nur Kohle machen wollen. Die sollte man natürlich verhindern.
Ach ja, und wenn man glaubt, dass das jetzt alles schrecklich teuer ist, dann liegt man falsch. Ist nicht teuerer als der Heimplatz - sogar etwas weniger. Funktioniert nur anders.
Ich denke, dass es sich auf jeden Fall lohnt nach einer solchen Wohnform ausschau zu halten. Schon die Atmosphäre ist wenn man hereinkommt eine ganz andere als in einem Heim - eben wohnlich. Meine Mutter steht nicht mehr nur verloren vor dem Aufzug herum. Es ist eben eine Wohnung, in der vom Frühstück angefangen bis zum Zubettgehen (das auch nicht wie im Heim schon um 8.00 Uhr stattfindet, sondern dann, wenn man müde ist) alles passiert, was einen Tag ausmacht. Meine Mutter schläft sogar weitestgehend ganz gut und macht auch nicht mehr ins Bett - jedenfalls nur selten. Wenn sie nachts aufwacht wird sie zur Toilette begleitet oder bekommt einen Toilettenstuhl und bekommt ein Glas Milch und geht dann wieder ins Bett.
Ich hoffe sehr, dass es weiter so gut läuft.
Liebe Grüße Adelheid
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