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Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzheimer?

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  • Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzheimer?

    Guten Tag,
    wir stehen derzeit vor folgender Situation: Meine 87 jährige Schwiegermutter (bis zum Herbst letzten Jahres völlig selbständig lebend in eigenm Haushalt und ohne vorige ähnliche Zwischenfälle)wurde nachts herumirrend aufgegriffen und stark verwirrt in die Klinik gebracht. Sie war stark dehydriert,zeigte starke Bewegungsunruhe, hatte Wahnvorstellungen.Alle gängigen klinischen Untersuchungen erbrachten keinen pathologischen Befund.Uns wurde mitgeteilt, es handele sich um Altersdemenz. Mit dieser Diagnose wurde sie entlassen ins Pflegeheim. Sie steht immer noch unter starken Medikamenten. Sie erhält Haldol,Melperon, Reminyl und ein Magenmittel nebst ihren anderen sonstigen Medikamenten.
    Meine Schwiegermutter war bis vor Ihrem Zwischenfall zwar hör-und sehbehindert, konnte ihren Alltag aber selbständig meistern. Sie war geistig und körperlich für ihr Alter sehr fit, hat in unserem Beisein nie unerklärliche Handlungen vollzogen oder irgendeine Art von Verwirrheit gezeigt. Die Einzige Auffälligkeit bestand darin, auf Ungewohntes z.B. Verreisen mit starker Unruhe zu reagieren und länger zu kramen. Dies ist mir bei alten Menschen schon häufiger untergekommen ohne dass es sich gleich um Alzheimer handelt.
    Im Heim schläft sie den halben Tag,kann sich nun nichts mehr merken, ist schwer gestürzt und läuft nur noch mit dem Rollator durch die Räume zum Speiseraum. Sie hat zugenommen, spricht breiig und sucht nach Worten, um sich auszudrücken. Gelegentlich spricht das Personal von unsinnigen Handlungen, die bei näherem Betrachten möglicherweise als der unbeholfene Versuch interpretiert werden könnten, sich selbst zu helfen.

    Meine Fragen: Handelt es sich hierbei wirklich um die Alzheimer Erkrankung? Wie kann ich einen Alzheimer diagnostizieren und von anderen Erkrankungen abgrenzen? Werden die im Heim auffälligen Verhaltensweisen nicht vielleicht auch durch die Medikamente selbst erst verursacht?

    Mit freundlichem Gruß
    Florentine


  • Re: Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzheimer?


    Liebe Florentine,

    ich möchte hier jetzt mal erzählen, dass mir ein Psychiater über seine eigenen Eltern berichtet hat, dass diese in ihren betagten Tagen jeweils einen Zusammenbruch, bzw. einen Einbruch hatten. Er fuhr selbst zu seinen Eltern, und hat dort über Tage versucht den Dehydrierungszustand zu bessern, durch sehr viel Flüssigkeit, sowohl oral als auch über eine bestimmte Form von Infusion. Der Zustand besserte sich immens, sie konnten jeweils wieder normal leben. Allerdings muss die extreme Form von Flüssigkeitsaufnahme streng ärztlich überwacht werden, und ist auch nicht in jedem Fall unkritisch (Wasser, Kreislauf, Nierenfunktion! etc.), und das Risiko gehen anscheinend die Ärzte normalerweise nicht ein. Allerdings kann man natürlich step by step versuchen, den Zustand zu verbessern, man muss allerdings den ganzen Tag dabei bleiben. Das gleiche gilt auch und vor allem, wenn die Patienten unter so starken Medikamenten stehen, wie in diesem Fall. Wenn es einen Weg gibt, dann versuchen Sie dafür zu sorgen, dass die Schwiegermutter regelmäßig den ganzen Tag in kleinen Schlücken trinkt. Und versuchen Sie einen Überblick zu bekommen, wieviel von welchen Medikamenten verabreicht werden.
    Es ist ganz sicher so, dass ein Großteil der Auffälligkeiten durch die Hämmer von Medikamenten selbst verursacht werden.
    Alzheimer werden Sie nie sicher diagnostiziert bekommen, und oftmals wird kein großes Interesse daran gesetzt herauszufinden, um welche Demenzform es sich handelt, oft wird überhaupt zu dem Schluß "Mischform" gekommen.
    Grüsse, Flieder

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    • Re: Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzheimer?


      Hallo Florentine, Versuchen Sie doch den behandelnden Arzt auf die Medikamentengabe anzusprechen, ob tatsächlich Haldol und Melperon verabreicht werden muss. Diese Medikamente machen gangunsicher bis zum Sturz und natürlich schläft man damit fast den ganzen Tag. In der Zeit kann man dann auch nicht trinken, was die Angelegenheit verschlimmert. Mein Mann stand nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie unter diesen Medikamenten und ist über seine eigenen Füsse gestolpert und mehrmals gestürzt. Selbst wenn wir ihn zu zweit unter die Arme genommen haben, sind die Beine weggeknickt.Ich habe die Medis dann ausgeschlichen und es ging ihm körperlich besser. Das rasante Fortschreiten der Alzheimer Krankheit ist mit oder ohne diese Medikamnte nicht aufzuhalten. Sie sedieren lediglich immens. Grüsse preston

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      • Re: Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzhei


        Liebe Florentine,
        es gibt inzwischen eine Untersuchungsmethode, die nahezu 100%ig die Alzheimer Erkrankung nachweisen kann. Schauen Sie mal unter Neuste Alzheimer Forschung / Prof.Dr.K.Bayreuther.
        Ich zitiere einmal aus dem Artikel:

        "Prof. Dr. Konrad Beyreuther, Ordinarius und stellvertretender Direktor des Zentrums für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH), gehört zu Deutschlands führenden Alzheimer-Forschern. Seit über 20 Jahren hat er sich der Erforschung der Alzheimer-Demenz verschrieben. Für seine Verdienste auf diesem Gebiet wurde ihm im Jahr 2004 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

        Erst seit kurzem existieren zwei Testmethoden zur Früherkennung der Alzheimer-Krankheit: Die Konzentration des Biomarkers Abeta42 kann im Liquor und im Blutplasma bestimmt werden, da Abeta42 sich nicht nur in den Nervenzellen ablagert, sondern auch im Liquor und im Blutplasma vorhanden ist. Studien der letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass die Konzentration von Abeta42 im Liquor und im Blutplasma mit dem Alzheimer-Risiko, bzw. dem Alzheimer-Stadium korreliert. Das Verhältnis von Abeta40 zu Abeta42 im Liquor gibt einen Hinweis auf eine Störung des Proteinstoffwechsels der Nervenzellen.
        Diese neuen Diagnostikmethoden sind zwar relativ teuer, dafür aber präziser. "Der Liquortest verspricht ein zu Lebzeiten nahezu hundertprozentig sicheres Ergebnis und ist bereits in der symptomatisch unauffälligen Anfangsphase der Alzheimer-Krankheit sensibel, sodass schon vor der Manifestierung der Demenzsymptome Therapiemaßnahmen eingeleitet werden können. Die irreversible Schädigung des Gehirns könnte so verhindert werden. Diese Diagnostik wird von den Krankenkassen nicht bezahlt und kommt daher viel zu selten zum Einsatz," bedauert Prof. Beyreuther. "Dieser Test wird jedoch in Zukunft an Bedeutung gewinnen.""

        Vielleicht hilft Ihnen das weiter.
        Schöne Ostertage wünscht
        Leona

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        • Re: Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzheimer?


          Meine Mutter kam mit einer Lungenentzündung ins KH!
          Nachdem war fast nichts mehr möglich! Sie war 63!!

          Dann gab es eine Zeit mit noch viel Wissen.
          Sie hat jeden Tag aufgebaut. Dann abgebaut.

          Heute ist sie 73! Weiß nichts mehr! Auch nicht aus ihrer Vergangenheit!

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          • Re: Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzheimer?


            Liebe Florentine,

            Sie stellen die richtigen Fragen und Ihr Mißtrauen ist mehr als angebracht!

            Ich pflege meine 84jährige Mutter, die eine Alzheimer/Altersdemenz hat und habe mit ihr schon so einiges erlebt, was Medikamente angeht.
            Insofern würde ich die Kombination von Haldol mit Melperon mal ganz schwer in Frage stellen. Haldol ist eines der am stärksten sedierenden Mittel aus der Gruppe der Neuroleptika und Melperon ist nicht viel besser. Wenn ich das Zeugs nehmen müßte, würde ich auch breiig sprechen und laufend hinfallen. Das ist keine "Kunst".

            Die Diagnose der Erkrankung ist schwierig, das haben Ihnen andere Mitglieder dieses Forums ja schon gesagt.

            Natürlich liegt bei Menschen in dem Alter, in dem Ihre Schwiegermutter ist, immer der Verdacht auf eine dementielle Entwicklung nahe. Aber es ist auch bekannt, daß Flüssigkeitsmangel zu "deliranten" Zuständen, Sturzneigung, Verwirrung, Halluzination, Desorientierung, Unruhe usw. führen kann. Zudem ist es typisch, daß alte Menschen direkt aus der Klinik ins Pflegeheim umgesiedelt werden. Wenn Sie Ihrer Schwiegermutter einen Gefallen tun wollen, suchen Sie sich einen Arzt, der im Umgang mit Demenzkranken erfahren ist, und versuchen Sie zu erwirken, daß die sedierenden Medikamente ausgeschlichen werden! Als Nächstes sorgen Sie für eine gute Flüssigkeitsversorgung. Ich bin mir sicher, daß sich der Zustand Ihrer Schwiegermutter dann deutlich verbessern wird.

            Solange Ihre Schwiegermutter keine Gefahr für sich und ihre Umwelt darstellt (beispielsweise durch extrem aggressives Verhalten), gibt es keinen plausiblen Grund, sie zu sedieren - und schon gar nicht aus Bequemlichkeit, damit die Pfleger es leichter mit ihr haben. Seien Sie wachsam! Ich habe auch schon von Fällen gehört, in denen Magensonden gelegt wurden (obgleich die Erkrankten noch selbst essen konnten), nur um die pflegerische Versorgung zu vereinfachen.

            Sie werden wohl oder übel um Ihre Schwiegermutter kämpfen müssen, sonst geht sie unter.

            Viel Kraft und alles erdenklich Gute!
            Petra H.

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            • Re: Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzheimer?


              Sehr geehrte Florentine,

              es ist prinzipiell möglich, daß es durch eine schwere Erkrankung zu einer raschen Verschlechterung eines bestehenden dementiellen Syndroms kommt, bzw. ein solches erstmals klinisch apparent wird. Den typischen Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung aber beschreiben Sie nicht (übrigens schreiben Sie "Altersdemenz", dieser Begriff stammt hoffentlich nicht von den behandelnden Ärzten?). Die Abgrenzung der Alzheimer-Erkrankung gegen andere Ursachen erfolgt üblicherweise durch die Begleitsymptomatik, den klinischen Verlauf einschließlich der im Vordergrund stehenden Ausfälle höherer Hirnleistungen und die Bildgebung (CCT/cMRT). Hier ist ein erfahrener Neurologe oder Gerontopsychiater gefragt. Biomarker, wie sie von Leona angesprochen werden, können zusätzlich bestimmt werden, entscheidend bei der Diagnosestellung sollte aber die klinische Beurteilung stehen.
              Was mir Sorge bereitet, ist die von Ihnen geschilderte neuroleptische Kombinationstherapie (Haldol + Melperon). Ich vermag nicht zu beurteilen, wie es zu der Wahl dieser Präparate kam und sicher gibt es Fälle, bei denen eine derartige Behandlung sinnvoll ist. Grundsätzlich geht aber insbesondere die Verwendung von Haldol gerade bei einer Demenzerkrankung häufig mit Nebenwirkungen in Bezug auf die Kognition und die Beweglichkeit einher, so daß es wenn möglich keine Dauertherapie darstellen sollte. Sprechen Sie bald mit dem behandelnden Arzt Ihrer Mutter über einen Absetzversuch, bzw. eine versuchsweise Dosisreduktion. Berichten Sie uns über den weiteren Verlauf.

              Mit freundlichen Grüssen,

              Spruth

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              • Re: Verwirrung mit 87 --> zwangsläufig Alzhei


                Sehr geehrte Leona,

                bei der Einschätzung der diagnostischen Sicherheit der angesprochenen Biomarker bin ich nicht ganz so optimistisch. Insbesondere bei der Abgrenzung unterschiedlicher Demenzformen voneinander erscheinen mir die angesprochenen Methoden noch nicht ausreichend gut validiert und ersetzen in keinem Fall die klinische Beurteilung. Wenn ich einen Patienten hätte, bei dem ich klinisch vom Vorliegen einer Alzheimer-Erkrankung überzeugt bin, so würde mich das Fehlen eines unterstützenden Liquorbefundes nicht von der Verdachtsdiagnose abbringen. Gleichzeitig und andersherum würde ich bei einem Patienten, bei dem die Klinik nicht passt, die Diagnose nicht stellen, nur weil Betamyloid erniedrigt ist (bzw. der Quotient ß-Amyloid 1-40/ß-Amyloid 1-42 erhöht). In Zweifelsfällen kann die Bestimmung von Biomarkern in der Zukunft vielleicht helfen, im Normalfall halte ich sie (persönliche Meinung) aber (noch) für überflüssig.

                Mit freundlichen Grüssen,

                Spruth

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