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Schlaf-Wach-Rhythmus wieder normalisieren

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  • Schlaf-Wach-Rhythmus wieder normalisieren

    Liebe Fachleute, liebe Mitbetroffene,

    auf den Seiten von Altern in Würde.de wird im Zusammenhang von Schlafstörungen und nächtlichem Herumlaufen bei Alzheimer Patienten von "neueren Medikamenten" gesprochen, mit denen man diese Verhaltensauffälligkeiten behandeln und s o g a r den Schlaf-Wach-Rhythmus wieder normalisieren kann. Kann mir irgendjemand sagen, um welche Medikamente es sich hier handeln könnte? Für schnellen Rat wäre ich sehr dankbar! Leona


  • Re: Schlaf-Wach-Rhythmus wieder normalisieren


    Hallo,
    es gibt Schlaf-Wach-Therapien in der Psychotherapie. Damit habe ich gute Erfolge bei akuten + chronischen Schlafstörungen gemacht. Man steht die erste Nacht 1°° auf und darf bis abends 20°° nicht schlafen. Dann geht man ins Bett, egal ob man schläft oder nicht, 2°° ist dann wieder aufstehen. Ab 21°° ist wieder Bettruhe bis 3°°. Aufstehen, wach bis 22°°, dann schlafen bis 4°°, aufstehen, wach bis 23°°, schlafen bis 5°°, wach bis 24°° und schlafen bis 6°°. So könnte sich der Schlaf Wachrhythmus wieder einpendeln lassen. Klappt aber nicht bei jedem.
    Habe auch selbst schon oft totalen Schlafentzug gemacht und gute Erfahrung. Medikamente sollten nur bei totaler Schlaflosigkeit über mehrere Tage gegeben werden. Hoffe einen Tipp gegeben zu haben.

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    • Re: Schlaf-Wach-Rhythmus wieder normalisieren


      Hallo Leona!

      Ich verstehe Ihr Anliegen, daß Sie keinen stillgelegten Vater haben wollen, sehr gut. Wer will das schon? Nicht, daß Schlafmittel pauschal abzulehnen sind - aber sie sollten das letzte Mittel der Wahl sein, nicht das erste. Leider ist es aber oft das erste Mittel, weil es eben am bequemsten für das Personal ist. Wurden denn überhaupt schon nichtmedikamentöse Methoden versucht?

      Es ist doch so: Ihr Vater ist erst seit kurzem im Heim. Alles ist fremd und ungewohnt, auch die Menschen um ihn herum. Er vermißt seine gewohnte Umgebung. Er fühlt sich wahrscheinlich einsam und verängstigt und ihm fehlt es an Geborgenheit. Die Schlafstörungen und die Weglauftendenz sind die logische Konsequenz daraus. Das ist aber nicht zwangsläufig der Demenz geschuldet! Unruhe, Aggressivität und Schlaflosigkeit zeigen sich oft auch bei geistig gesunden alten Menschen, die ins Heim kommen. Zudem passiert es leider nicht nur Laien, sondern gerade auch professionellen Pflegern und Ärzten, daß jede Auffälligkeit auf die dementielle Erkrankung zurückgeführt wird, sobald diese diagnostiziert ist.

      Das Schlafproblem hingegen wird pathologisiert (also als krankhaftes Verhalten abgetan), anstatt nach den Ursachen zu forschen. Es kann an den stringenten pflegerischen Abläufen liegen. An einem falsch aufgestellten Bett. An der Raumtemperatur, an den Lichtverhältnissen. An aufregenden Fernsehsendungen. An allzu steriler Umgebung (Pflegebett, Heimtypische Einheitsmöblierung, keine persönlichen Gegenstände usw.). Manchen Menschen helfen aromatische Düfte oder sanfte Musik oder Naturgeräusche wie Wasserplätschern, um einschlafen zu können. Ausreichende Bewegung tagsüber ist wichtig, vorzugsweise draußen an der frischen Luft. Hat Ihr Vater evtl. Harndrang, muß er nachts oft raus, dann sollte er abends nicht mehr soviel trinken. Schon minimale Änderungen können viel bewirken. Welche das sind, muß man nach und nach herausfinden. Man benötigt Zeit und Geduld. Und die haben die Pfleger in diesem Heim offenbar nicht.

      Zudem frage ich mich: Warum trifft man keine Sicherheitsvorkehrungen, warum ist Ihr Vater nicht auf einer "beschützenden Station"; gibt es denn keine Klingelmatten vor dem Bett? Gibt es denn keine Nachtwache? Dann könnte er gar nicht erst weglaufen. Das Heim ist, so wie Sie es schildern, für Demente offenbar nicht adäquat eingerichtet. Mit Beruhigungsmitteln wäre ich vorsichtig - alte Leute werden oftmals schon bei geringer Dosierung schnell übermäßig sediert, wie ich bei meiner Mutter erfahren mußte.

      Bei meiner Mutter (83, Altersdemenz, noch zuhause) war es so: Durch geduldiges Ausprobieren aller dieser Möglichkeiten, die ich oben nannte, hat sie einen fast normalen Schlafrhythmus gefunden - ohne Schlafmittel. Heute nimmt sie nicht einmal mehr Baldrian. Das heißt nicht, daß sie nicht zwischendurch immer wieder einmal 2-3 unruhige Nächte hat - aber es ist kein Dauerzustand.
      Wann immer sie jedoch in der Kurzzeitpflege ist, höre ich, daß sie dort eher unruhig ist und bis morgens um 2 herumgeistert. Aber ich habe bislang immer tolerante Pfleger gefunden, die sie dann eben gewähren lassen, anstatt zu Schlafmitteln zu greifen.

      Ich würde Ihnen empfehlen: Versuchen Sie, gemeinsam mit dem Pflegepersonal einen Weg zu finden - oder ein anderes Heim zu suchen, welches für Ihren Vater besser geeignet ist.
      Die Tips, die "Seltenheit" Ihnen schon gegeben hat, sind äußerst wertvoll und sollten ausprobiert werden. Vielleicht läßt sich mit den Pflegern darüber sprechen.

      Zum Schluß noch ein Buchtip: "Schlaf und Demenz" von Jochen Gust, seit 1997 in der Altenpflege tätig, und Mitglied der Alzheimer-Angehörigen-Initiative.

      Alles Gute!
      Petra

      Kommentar


      • Re: Schlaf-Wach-Rhythmus wieder normalisieren


        Sehr geehrte Leona,

        ohne auf den Seiten nachgelesen zu haben könnte ich mir vorstellen, daß man dort von atypischen Neuroleptika, wie Risperdal, spricht. Dise sind allerdings auch nicht gerade neu.

        Mit freundlichen Grüssen,

        Spruth

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