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Beschäftigung für Demenzkranke?

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  • Beschäftigung für Demenzkranke?

    Schönen guten Tag und schon mal Danke für die Antworten

    Es geht um meine Oma, 90 Jahre. Bis Ende Juni war sie, bis auf kleine Wehwehchen und Übergewicht(wie sie immer sagte) noch recht fit, vor allem im Kopf. Dann stürtze sie nachts, Oberschenkelhalsbruch => OP + neue Hüfte => Schlaganfall im Krankenhaus.

    Folgen: Rollstuhl, geistige Ausfälle. Immer im Wechsel, meist war sie noch da, dann wieder "in ihrer Realität" wie ich dazu sage. Leider mussten wir sie deswegen im Altenheim unterbringen, aber im gleichen Ort, also besuchen wir, meine Mutter und ich, sie regelmäßig.

    Weiter: Angstzustände, versuchte, Nachts immer aufzustehen, schrie. Einweisung in Nervenklinik, Diagnose schwere Demenz, Medikamenteneinstellung. Danach ging es etwas besser. In der Nervenklinik erkannte sie Fotos, konnte dazu erzählen, sogar Laufen mit Hilfestellung oder Rollator war wieder möglich.

    Zurück im Altenheim wurde es wieder schlimmer. Mittlerweile gehört sie zu jenen, die nur am Tisch sitzen und vor sich hinstarren, mal erkennt sie uns sofort, mal verwechselt sie uns, wundert sich, warum ihre Mutter/Oma/Schwestern sie nicht besuchen (lange schon verstorben) stellt Fragen wieder und wieder.
    Aber wenn wir da sind geht es, man kann sich unterhalten, zumindest für eine Stunde, wenn auch weit von dem, was noch im Frühsommer möglich war. (und ganz ehrlich: mir ist es lieber, sie denkt, sie wäre wieder in ihrem Deichdorf mit der Familie um die Ecke und kann mit dem Prinzenpaar prahlen, dass dort in der Gegend lebte, als wenn sie morgens die Augen aufschlägt und glaubt, es wäre noch Krieg)

    Meine eigentliche Frage: gibt es irgendwas, wie man ihr die Besuche noch angenehmer gestalten kann? Das Erinnern strengt sie manchmal sehr an. Puzzles? Geschichten oder Märchen vorlesen? Singen? Vorsingen? Oder fühlt sich ein Demenzkranker am Ende dann nur noch elender und kann es nicht auf den Punkt bringen?

    Hat wer Vorschläge aus Erfahrung, gute Tipps? Das Personal in dem Heim ist zwar sehr nett und geht liebevoll mit den Damen und Herren um, aber richtig beschäftigen die sich auch nicht mit ihnen (wie auch, schwer möglich) und länger mit denen sprechen und nachfragen klappt auch so gut wie nie.


  • Re: Beschäftigung für Demenzkranke?


    Hallo,
    ich erreiche bei meinem Vater (auch seit 2 Monaten im Seniorenheim) eine relative Fröhlichkeit und Zufriedenheit, mit dem gemeinsamen Singen alter Lieder. Die Texte bringe ich manchmal vorbereitet und vergrößert mit, denn oft kennt man nur noch die 1.Strophe...was bei ihm auch sehr gut ankommt, ist das Ergänzen alter Sprichwörter (findet man massenweise unter google im Netz). Ich beginne das Sprichwort und er beendet es und manchmal wechseln wir, dann hat er gleich eine Leseübung. Das geht dann z.B. so: Was länge währt.../ wird endlich gut! oder Lügen haben / kurze Beine! Er möchte oft gar nicht mehr aufhören und schafft bis zu 50 Sprichwörtern.Offenbar gibt ihm das das Gefühl, geistig noch viel zu wissen. Ich kann es nur empfehlen. Auch mit Hauptstädte raten habe ich gute Erfolge. Solche geographischen Dinge müssen Sie vielleicht ein bisschen auf Ihre Oma einstellen - vielleicht bezogen auf ihr früheres Umfeld - welcher Fluss floss durch das Heimatdorf? Oder wie hieß die Straße, in der du wohntest? Der Name der besten Freundin in der Schule? u.s.w
    Musik und Singen werden aber allgemein positiv von
    Demenzkranken angenommen. Viel Erfolg und Gruß! Leona

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    • Re: Beschäftigung für Demenzkranke?


      Danke, das sind gute Ideen, werde ich morgen mal ausprobieren

      Schon eine bittere Ironie, wenn man bedenkt, dass die Rollen vor ca. 20 Jahren noch vertauscht waren.

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      • Re: Beschäftigung für Demenzkranke?


        Liebes Nachtschattengewächs (ein lustiger Name übrigens!)
        da haben Sie sehr recht - dieser Rollenwechsel ist etwas sehr Schweres, finde ich zumindest. Die, die einen einst lehrten und beschützten, muss man nun selbst leiten und schützen...das muss man erst mal begreifen und verinnerlichen.

        Hoffentlich beschützt uns später auch einer!

        Lieber Gruß und wenn Sie Lust haben, berichten Sie doch mal, ob Sie bei der Oma Erfolg haben.

        Leona

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        • Re: Beschäftigung für Demenzkranke?


          Auch wenn mein Beitrag nun schon ein paar Tage herliegt, wollte ich noch mal antworten

          Konnte meine Oma leider wg eigener gesundheitlichen Ärgerlichkeiten erst gestern wieder besuchen.

          Hier mein kurzer Bericht:

          Als erstes hatte ich meiner Mutter (also der Tochter der betroffenen Oma) den Vorschlag gemacht, sie könnte doch mal Oma's CD-Spieler zu ihr ins Heim bringen, vllt. eine geliebte Schlager-CD auflegen, oder jetzt passend, zur Weihnachtszeit, entsprechende Lieder. Vllt. auch rein instrumentale. Um dann eben selbst ein paar Zeilen zwischendurch mal mitzusingen und dann immer wieder mal die Oma ermutigen, ob sie nicht mitmachen möchte. Meine Mutter blockte das leider sofort ab, würde doch eh nichts bringen.

          Nun war ich gestern da, mit Weihnachtsstern und Tannengrün im Gepäck. Erst mal hat die Oma sich darüber sehr gefreut Mit dem Sprechen klappt es derzeit leider nur bedingt, ist mal so mal so.

          Hab dann gefragt, ob sie nicht mal mit mir singen mag. Sie hätte doch immer so gern gesungen (bis vor 2 Jahren auch immer noch im Gesangsverein - schräg und laut, aber mit Begeisterung *g*). Da fing sie an, zu lachen und meinte immer "ja, singen, was singen?" Hab Lieder vorgeschlagen, die mir spontan einfielen.

          Letztendlich bestand sie auf "Alle Vögel sind schon da" und "Leise rieselt der Schnee". Das meiste hab ich gesungen, hatte aber genug Texthänger, und siehe da, da konnte sie mir etliche Male aushelfen. War von ihrer Seite nicht sehr viel, aber ich fand es ermutigend. Musste versprechen, Montag wiederzukommen und mit ihr zu singen.

          Werde dann Texte mitnehmen (erschreckend, wie wenig man noch im Kopf hat) und vllt. n kleines CD-Gerät, könnte mir vorstellen, dass die Melodie im Hintergrund für sie auch hilfreich ist.

          Ich singe selbst sonst nur unter der Dusche und im Auto (also nicht immer laut, dafür immer schräg), aber es darum geht es ja nicht. Wichtig ist, dass es ihr dabei gut geht und es ihr Spaß bereitet. Denke, dass ist sehr wichtig. Nicht, dass man ihr nun "Tricks" beibringt, die sie Weihnachten vorträgt.

          Meiner Mutter hab ich heute davon berichtet. Sie meint, sie wird das auch mal ausprobieren.

          Ich denke, wir Kinder und Enkel von Betroffenen müssen einfach begreifen, dass es nicht darum geht, Lernziele zu erreichen. Die lieben Damen und Herren möchten einfach ein paar schöne Momente mit uns

          Also noch mal danke für die Tipps

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          • Re: Beschäftigung für Demenzkranke?


            Liebes Nachtschattengewächs,
            das ist doch schon ein schöner Erfolg, von dem Sie da berichten! Weiter so! Ich denke momentan über ein angepasstes memory-Spiel nach, müssten eindeutige und große, gut erkennbare Bilder sein...mal sehen.
            Und Zeit bräuchte man - viel mehr Zeit!
            Ihnen und der Oma alles Gute und noch viele schöne, schräge Lieder!
            Leona

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            • Re: Beschäftigung für Demenzkranke?


              Hallo Nachtschattengewächs,

              eine schöne Beschäftigung für meinen Vater (82, vaskuläre Demenz) ist "Mensch ärgere Dich nicht". Meine Mutter spielt es mit ihm jeden Abend und wer aus der Familie zu Besuch ist, spielt mit. Obwohl er sonst im Alltagsleben schon große Probleme hat, beherrscht er dieses Spiel perfekt. Wer ihn nicht kennt und ihn beobachtet, kommt nicht auf die Idee, dass er dement ist. Das Spiel ist zum Ritual geworden. Wenn meine Mutter nicht im Raum ist, dann sagt er, dass er es ja nur spielt, weil es ihr so viel Spaß macht. Aber dass auch er Spaß daran hat ist nicht zu übersehen.

              LG nurdug

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