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Ziemlich ratlos

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  • Ziemlich ratlos

    Sehr geehrter Herr Spruth,
    bin augenblicklich ziemlich ratlos. Bei meinem Mann, 67, wurden
    im Jan. 2004 Blasen- und Prostatakarzinome festgestellt.
    Es wurde eine Zystektomie mit Anlage einer Neoblase durchgeführt. Während des langen Klinikaufenthaltes war er oft sehr verwirrt, sprach völlig zusammenhanglos und unverständlich. Der hinzugezogene Neurologe konnte nichts Besorgnis erregendes feststellen und erklärte den Zustand mit der Einnahme von verschiedensten Medikamenten. Im Frühjahr 2005 bemerkte ich erste Ausfälle, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeiten und Verlangsamung, was mir fürterliche Angst machte. Anlässlich der regelmässigen Krebsnachsorge erzählte ich dem Urologen / Internisten von meinen Eindrücken und Vermutungen. Mein Mann meinte, alles sei normal, und er fühle sich gut. Im Sommer 2005 verstarb unser Schwiegersohn an
    Lungenkrebs, und mein Mann zog sich in oftes Schweigen zurück.
    Ende Dez. 2005, nach mehreren Untersuchungen in einer Klinik, wurde Alzheimer-Demenz diagnostiziert(F00.9G) - Tau-Protein 909 pg/ml.
    Der behandelnde Neurologe verordnete zunächst Aricept 5 mg und nach weiteren 3 Monaten 10 mg. Nach seiner Krebserkrankung machte mein Mann regelmässige Nachmittagsspaziergänge in die Stadt (er wollte unbedingt alleine gehen) und, wie ich später herausfand, um wohl sein stärker gewordenes Vergessen durch ein paar Bierchen zu "vergessen", was ich nicht bemerken sollte.
    In den letzten Monaten wurde es nach seinem Heimkommen leider sehr schlimm. Er schmiss seine Kleidung auf den Boden und beschimpfte mich schrecklich. Anfang Mai 2007 wollte der Neurologe die weitere medikamentöse Behandlung neu festlegen. Als er meinen Mann sah, war seine Anmerkung nur "er spricht ja gar nicht", und er meinte, dass eine weitere Medikamentengabe völlig wirkungslos sei. Ich solle doch schon mal einen Pflegeheim-Wartelistenplatz beantragen. Diese Reaktion hat mich ziemlich umgehauen. Ich habe meinem Mann jedoch weiterhin die noch verbliebenen Aricept gegeben.
    Ende Mai 2007 ist mein Mann nach dem ins Haus kommen auf der Treppe schwer gestürzt und hat sich mehrere Rippenbrüche zugezogen. Daraufhin habe ich ihm erklärt, dass und warum ich ihn in Zukunft nicht mehr alleine weggehen lassen könnte, und
    seit diesem Zeitpunkt wollte er auch nicht mehr, auch nicht mit mir, weggehen, es sei denn zu wenigen Arztterminen.
    Hinzufügen muss ich noch, dass er sich seit Anfang 2007 nicht mehr duschen wollte, wozu ich ihn leider zwingen musste, wobei ich ihm aber half. Ferner ass er immer weniger.
    Seit ungefähr einer Woche möchte er tagsüber nur noch im Bett liegen bleiben; das Frühstück lässt er liegen, und nur zum Mittagessen (Häppchen Fleisch oder Fisch) steht er auf. Zum Duschen und Haare waschen kann ich ihn des öfteren überreden. Am Abend isst er ein Schnittchen, zwischendurch Gott sei Dank etwas Obst. Er nimmt ständig ab und verliert an Kraft. Ich mach' mir sehr grosse Sorgen, vor allem weil er auch mit gutem Zureden nicht mit mir zum Arzt kommen will.
    Wenn ich ihn bitte, etwas mehr zu essen, notwendige Medikamente einzuehmen (u.a. gegen Aszidose) oder mit mir wenigstens ein bisschen "an die Luft" zu gehen, reagiert er sofort agressiv.


  • Re: Ziemlich ratlos


    Hallo Caroline,
    zunächst mal "Hut ab" vor Ihrer gefassten Darstellung der Situation, die in der Tat sehr schwierig ist.
    Mein Rat (als selbst Betroffene): suchen Sie sich einen anderen Arzt,der bereit ist, Ihrem Mann auch weiterhin die notwendigen Medikamente zu verschreiben (Aricept oder Exelon oder Reminyl).
    Das geschilderte Verhalten Ihres Mannes könnte auf eine Depression hindeuten, die in der Frühphase von Alzheimer Demenz häufig auftritt, wenn sich der Kranke seiner Defizite bewusst wird.Auch hier wäre es sehr wichtig, einen kompetenten und verständnisvollen Arzt an der Seite zu haben.Als Tipp bei Nahrungsverweigerung kann ich Ihnen noch Fresubin empfehlen, das sind Drinkpäckchen aus der Apotheke (Schoko schmeckt gut), die bei Mangelernährung und anderen Schwächezuständen gute Dienste leisten. Und - holen Sie sich Hilfe! Suchen Sie nach einer Selbsthilfegruppe und wenden Sie sich an die ortsansässigen Sozialstationen (Caritas o.ä.).Dort erhalten Sie auch ratgebende Broschüren und Hinweise. Es gibt Besuchsdienste, die Sie auch einmal einen Nachmittag lang entlasten (oft auch von den Kirchen).Was hat Ihr Mann früher gerne getan oder gerne gegessen? Vielleicht können Sie daran anknüpfen.- Ich wünsche Ihnen viel Kraft und wenn Sie mögen, melden Sie sich. Gruß Leona

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    • Re: Ziemlich ratlos


      Liebe Caroline,

      das ist ja wirklich eine sehr belastende Situation!!
      Die von Ihnen dargestellte Problematik, Gewichtsabnahme,Abneigung gegen Wasser und Körperpflege und der Wunsch im Bett zu bleiben bis der Tag endlich vorbeigeht, erlebe ich auch bei meiner Mutter.Wir haben mittlerweile mehrere Neurologen und Hausärzte konsultiert. Zur Zeit fühlen wir uns nach langem Suchen einigermaßen gut aufgehoben.
      Nur die Situation meiner Mutter hat sich trotz verschiedener Medikamentenänderungen nicht wesentlich gebessert.
      Uns wurde erklärt, dass diese Depressionen häufig zu Beginn und in der Mitte der AD auftreten.
      Wenn Sie ihren Mann nicht mit Überreden und Bestechung zum Arztbesuch bekommen, bleibt ja fast nur noch ihn gegen seinen Willen (vielleicht holen Sie Sich HIlfe bei einem männl. Bekannten)dort hinzubekommen, denn eine Behandlung ist auf jeden Fall notwendig.
      Ich würde mir bei einem Geriater oder Neorologen einen Beratungstermin geben lassen und fragen, wie Sie mit der Situation am besten umgehen.
      Vielleicht kann dieser ein Medikament verordnen, dass die Abwehr Ihres Mannes kurzfristig schwächt. Zum Beispiel ein Sedativum, das Sie ihm vor einem Arztbesuch verabreichen??
      Auf jeden Fall sollte ein Facharzt Ihnen da helfen können.

      Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Kraft

      Lieben Gruß
      Sabine

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