#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Priv. beh. WG mit Pflegedienst

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Priv. beh. WG mit Pflegedienst

    Hallo,
    ich bin 38 und habe seit 17 Jahren einen langsam wachsenden Tumor im Hirnstamm/HWS. Seit ca. 10 Jahren bin ich bis zum Hals komplett gelähmt und seit ca. 5 Jahren mit einer Nasalmaske dauernd beatmet. Bisher wurde ich alleine von meinen Eltern Zuhause gepflegt, obwohl sie sogar noch berufstätig sind. Wir hatten uns ganz gut eingerichtet, bis bei meiner Mutter anfang des Jahres Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, was eine verheerende Prognose hat. Wir versuchen jetzt, solange wie möglich alles so weiter zu machen, aber die Zukunft bereitet mir doch einige Sorgen. Mir spukt da eine Idee durch den Kopf, über die ich bisher noch nichts im Internet gefunden habe. Bevor ich die Krankenkasse anspreche, wollte ich mich mal umhören, ob jemand etwas dazu sagen könnte. Ich möchte weder alleine mit meinem Vater und einem Pflegedienst Zuhause leben (kaum finanzierbar) noch möchte ich in ein Heim. Bestände da nicht die Möglichkeit, eine WG mit anderen körperlich Behinderten zu gründen und sich die Finanzierung einer 24 h Pflege zu teilen. Meine Oma hat im Nachbardorf ein Haus mit einer leerstehenden und ebenerdigen Wohnung (natürlich noch nicht behindertengerecht, aber das ist unsere jetzige Wohnung auch nicht und man könnte ja noch einiges machen), in der drei Personen mit Pflegestufe 3 Platz finden würden.
    Wäre so etwas rechtlich überhaupt möglich? Ließe sich die Krankenkasse (DAK) darauf ein und würde sie mit einem Pflegedienst pauschal abrechnen? Wie teuer wäre so etwas und wieviel müsste man selbst dazubezahlen? Sind meine Eltern verpflichtet, diese Kosten zu übernehmen, da ich ja kein Vermögen habe? Würde ein normaler Pflegedienst eine Pflege von Schwerstpflegebedürftigen organisieren, eventuell extra dafür Personal einstellen, da es bei uns in der Region keinen speziellen Beatmungspflegedienst gibt? Wie bekomme ich Kontakt zu möglichen Mitbewohnern? Welche Probleme können da noch auf mich zukommen (z.B. wenn einer länger ins Krankenhaus muss oder ausziehen will oder stirbt)? Wenn jemand etwas dazu sagen könnte, wäre ich sehr dankbar.
    Tschüss


  • RE: Priv. beh. WG mit Pflegedienst


    Hallo Tom,
    Ich finde die Idee faszinierend und sehe eigentlich nicht ein, warum das nicht gehen sollte. Da ich aber im Pflegeheim arbeite (auch Beatmungspflege) habe ich nicht wirklich ne Ahnung davon, wie in diesem Bereich die Möglichkeiten sind.

    Wer so etwas ganz sicher weiß, ist das Unternehmen, dass dich für die Beatmung versorgt. Die könnten im Ernstfall auch die medizinische/pflegerische Seite organsisieren und betreuen. Einige dieser Firmen haben Casemanager, die eben genau solche Fälle betreuen und organisieren.

    Ich hätte dann aber unverschämter Weise noch mal ne Frage: Du bist seit 10 Jahren beatmet? Druckunterstützend oder Volumenunterstützend? Voll über eine Beatmungsmaske? Ist das nicht lästig? Warum hast Du Dich gegen eine Trachealkanüle entschieden?

    Ich würde das gerne alles mal wissen, weil wir eine Patientin haben, die von einer Beatmung über die Trachealkanüle auf eine Maskenbeatmung umgestellt werden soll, weil sie nur Nachts beatmet werden soll, sie das aber nicht möchte. Wenn Du magst, wäre es schön, wenn Du mir die Frage beantworten könntest.

    Es wäre auch schön, wenn Du uns erzählen könntest, wie die Sache mit der Pflege in der WG ausgeht.

    Liebe Grüße
    Beate

    Kommentar


    • RE: Priv. beh. WG mit Pflegedienst


      Hallo Beate,
      ich werde seit 5 Jahren 24 h mit einer Standard Mirage Nasalmaske mit 19 mbar und 13 Hz druckkontrolliert von einer Dräger Respicare beatmet. Im Krankenhaus sollte ich auch gleich ein Tracheostoma bekommen, einem jungen Assistenzarzt habe ich es zu verdanken, dass wir es erstmal mit einer Maske probiert haben, die wir an die Evita angeschlossen haben. Im Vergleich zum Tubus ein super Gefühl, ich habe mich sofort daran gewöhnt. Voraussetzung ist natürlich, dass man das Sekret loswird. Obwohl ich nicht mehr abhusten kann, klappt es durch ständiges Räuspern und Schlucken doch. Vor Erkältungen schütze ich mich mit Vitamin C, Avalox und Inhalieren. Wichtig ist, dass die Maske gut sitzt. Unter der Stirnstütze habe ich ein Polster aus Slipeinlagen und Verbandswatte, so dass der Druck auf die Stirn und vor allem auf den Nasenrücken reduziert wird. Der ist nämlich am empfindlichsten. Auch lasse ich die Gurte möglichst locker. Leckagen stören mich nicht, da das Gerät dann ja automatisch die Inspirationsdauer verlängert. Sicher muss ich öfter sagen: mach mal hier enger, dort lockerer, nach links usw., aber dafür habe ich kein Loch im Hals, sondern die Luft kommt auf ihrem natürlichen Weg rein. Die Handhabung ist auch für Laien problemlos möglich, da kein Absaugen nötig ist. Nachts muss ich allerdings ein Kinnband tragen und habe 2 Pflaster senkrecht über dem Mund, so dass keine Luft entweicht und ich trotzdem rufen kann. Zusätzlich werde ich von einem Pulsoxymeter überwacht. Trotz des Gedöns im Gesicht kann ich nur jedem Arzt und Pfleger raten, es öfter mit einer Maske zu probieren. Schneiden kann man immer noch. Ich wurde übrigens noch nie speziell untersucht (Lunge, Co2 usw.), aber subjektiv geht es mir gut, auch die Einstellungen wurden ja nur nach meinem Gefühl gemacht und wenn mich mal etwas stört, dann ändern wir selbst die Parameter. Wahrscheinlich ist das nicht ganz vorschriftsmäßig, habe na ja.
      Ich hätte dann noch eine Frage: was kostet so eine Intensivpflege in einem Heim und wie wird sie finanziert? Was zahlt die Kasse? Wie fühlen sich die Patienten und wie viele Patienten kommen auf einen Pfleger?
      Ohne Euch Leuten abzuwerben, ich weiß ja auch nicht, wo Dein Heim ist und die ganze Sache wird sich ja auch noch hinziehen, da ich erstmal sehen muss, was mit meiner Mutter wird, aber falls Ihr Bewohner in meinem Alter habt, kannst Du sie ja mal fragen, wie sie so was finden.
      Tschüss

      Kommentar


      • RE: Priv. beh. WG mit Pflegedienst


        Hallo Tom,
        danke für Deine ausführliche Antwort.

        Unser Heim ist in der Oberpfalz (Bayern). Der Pflegesatz auf unserer Station (Fachabteilung für Menschen im Wachkoma, Beatmungspflege und Palliativpflege) beträgt rund 5000¤ pro Monat. Der Aufenthalt wird von der Pflegekasse bezahlt, was da fehlt, von Rente und oder Sozialamt. Die Kosten der Beatmung trägt die Krankenkasse. Im Pflegeschlüssel werden die Beatmungspatienten 1:1 versorgt, über 24 Stunden. Die Wachkomapatienten und die Beatmungspatienten 2:1. Alles in allem haben wir gut Zeit unsere Leute zu versorgen. Allerdings haben wir auch einen privaten Träger.

        Wir haben zur Zeit als jüngsten Beatmungspatienten, der allerdings nur nachts beatmet wird, einen 33 jährigen Mann. Nachdem sein Zustand jetzt relativ stabil ist, besteht bei uns die Möglichkeit, dass er in unser angehängtes Betreutes Wohnen zieht. Er ist noch relativ mobil und kann daher selbstständig und alleine leben. Die direkte Nähe zu unserer Station gewährleistet, dass er im Notfall direkt versorgt werden kann und immer qualifiziertes Pflegepersonal (auf unserer Station gibt es im Gegensatz zu vielen anderen normalen Pflegestationen keine Hilfskräfte) sofort erreichbar ist. Nach Hause kann er nicht, weil die Eltern schon älter sind und im Moment auch die Schwester, díe auch teilbeatmet wird, zu Hause betreuen, sich mittlerweile mit der Pflege aber überfordert fühlen. Er fühlt sich so auf am sichersten mit der maximalen Sicherheit im Rücken und trotzdem eine eigene Wohnung.

        Wir sind gerade dabei unser Betreutes Wohnen von Seniorenwohnungen auf solche Intensivbetreuungswohnungen umzustellen. Der Personalschlüssel auf unserer Station wird dafür erhöht und die Ein-und Zweizimmerwohnungen werden von uns mitversorgt. Zu diesem Zweck muss man halt nur einmal durch das Treppenhaus gehen. Die Wohnungen sind behindertengerecht und haben Balkone oder Terassen, eine Einbauküche und können sonst mit eigenen Möbeln bestückt werden.

        Liebe Grüße
        Beate

        Kommentar



        • RE: Priv. beh. WG mit Pflegedienst


          Hallo Tom,

          sobald eine Pflegestufe vorhanden ist rechnet ein hinzugezogener Pflegedienst immer direkt mit der jeweiligen Pflegekasse ab. Alle weiteren Kosten muss der Patient selbst tragen. Bei einer finanziell schlechten Lage kann nach eingehender Prüfung und "Notwendigkeitsklausel" das Sozialamt die zusätzlichen Kosten übernehmen.
          Weitere, über den Pflegesatz hinausgehende Kosten, sind von Pflegedienst zu Pflegedienst unterschiedlich. Lassen Sie sich am besten die Modul- und Leistungskomplexlisten der umliegenden Pflegedienste zukommen. Bei dieser Gelegenheit können Sie ebenfalls die Frage klären, inwieweit die Pflege der Schwerstpflegebedürftigen je Pflegedienst gesichert ist, z.B. die Frage, ob genügend Fachpflegepersonal bezogen auf die Beatmung vorhanden ist oder sie überhaupt eine 24Std.-Betreuung anbieten u.ä.
          Grundsätzlich wird die Krankenkasse keine Bedenken gegenüber solch einer Wohngemeinschaft äußern. Sie zu informieren und dort Rat und Tipps einzuholen, halte ich jedoch für sinnvoll.
          Ein weiterer Ansprechpartner über solch ein Vorhaben ist der Gesundheitssozialdienst Ihrer nächst größeren Stadt.

          Mit freundlichen Grüßen

          Vera Reinsfelder

          Kommentar

          Lädt...
          X