Mir brennt da schon seit einiger Zeit eine Frage auf der Zunge und nun traue ich mich mal und stelle diese hier im Forum.
Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen:
Ich erzähle von einer Frau (knapp 50 Jahre alt) mit einer geistigen Behinderung. Nennen wir sie Frau P.
Frau P. hat in letzter Zeit stark abgebaut. Sie ist in relativ kurzer Zeit sehr "alt" geworden. Es gibt Tage, an denen wirkt sie orientierungslos, vergisst viel und ist allgemein mehr auf Hilfe angewiesen. Andererseits gibt es auch Momente an denen Frau P. gezeilt und überlegt handeln kann, sie macht dann einen sehr wachen Eindruck und ist recht selbständig. (Es ist schwierig zu beurteilen, wann es Frau P. wirklich gut geht und wann nicht, das sie zudem über ein ausgesprochen gut ausgeprägtes schauspielerisches Talent verfügt.)
Im Wohnheim in dem Frau P. wohnt, wird versucht, ihre Fähigkeiten durch Training so gut es geht zu erhalten. Um ihr eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Das funktioniert auch wirklich gut (will sagen, dass keine Anzeichen eines Vortschreiten des Abbaus zu verzeichnen sind).
Doch Frau P. möchte das nicht. Sie möchte sich nicht selbst anziehen, möchte auf die Toilette gehoben werden, Frau P. möchte sich nicht selbst waschen, sich die Zähne nicht selbständig putzen, sie möchte, dass ihr das Essen geschnitten serviert wird, und und und. Dies sind jedoch alles Handlungen die sie wirklich noch gut (um nicht zu sagen spielend) erledigen kann/könnte.
Man vermutet, dass Frau P. durch den Verlust der Übung in diesen Tätigkeiten innert kürzester Zeit noch mehr "abgeben" könnte und so sogar ein Fall für die Wohngruppe mit Schwerpunkt Pflege werden würde.
Frau P. boikottiert alle Versuche der Betreuer, ihr Möglichkeiten zum Erhalt der Selbständigkeit zu bieten, mit heftigen Provokationen. Die Situation ist also eher schwierig.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob es wirklich richtig ist, Frau P. quasi "zu ihrem Glück zu zwingen". Schliesslich hätte sie mit dem Wechsel in die Pflege das erreicht, was sie habem möchte - vielleicht könnte sie dann glücklich sein (????) Andererseit ist (zumindest in den Augen der Betreuer) ein grosses Stück Lebensqualität verloren gegangen.
Man möchte, dass Bewohner solcher Institutionen ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können! Gibt es da Grenzen? Die Konsequenzen der Selbstbestimmung bei Frua P. wären sicherlich anderen Ausmasses, als wenn ein Bewohner ein Brötchen mehr isst oder das ausgewählte T-shirt nicht zur Hose passt.
Das ist sicherlich nur ein Muster von vielen, wie sie in Wohnheimen oft gesehen werden.
Was halten sie von dieser Geschichte?
Gibt es hier Leserinnen und Leser vom Fach, die eine gute Lösung für ein solches Problem haben? Oder einige gute Ideen und Tipps?
Ich freue mich auf viele Meinungen und Anregungen und bedanke mich für das Lesen dieses Beitrages - trauen Sie sich und schreiben Sie eine Antwort dazu!
Mit freundlichen Grüssen
Nadine
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