Dringende Frage

[Angel03]

Hallo,
die Oma von meinem Mann wird seit Jahren von seiner Mutter gepflegt. Die Oma is über 90 Jahre alt und seit kurzem isst sie nichts mehr uns liegt nur noch rum. Trinken tut sie noch. Meine Schwiegereltern weigern sich nun den Arzt anzurufen um die Oma untersuchen zu lassen. Sie sagen, dass es nun mit ihr zu Ende geht und sie wollen nicht, dass die Oma noch künstlich am Leben gehalten wird und sie will auch nicht ins Krankenhaus sondern daheim in Ruhe sterben.
Ich verstehe das einerseits aber ich bin auch der Meinung, dass man nicht Herr über Leben und Tod spielen kann und dass ein Arzt sich die Oma ansehen muss! Ist das nicht auch unterlassene Hilfeleistung? Und was ist, wenn die Oma stirbt und der Arzt wird gerufen um den Tod festzustellen. Kann er nicht auch feststellen, dass sie die letzten Tage nichts mehr gegessen hat und ist es dann normlerweise nicht seine Pflicht auch nachzuhaken wieso man ihn nicht früher angerufen hat?
Oder nimmt man das in diesem Alter einfach hin, dass man nichts mehr machen kann?
Ich sehr beunruhigt und weiß im Moment nicht was ich machen soll.

[Beate Ullmann]

Re: Dringende Frage


Es stellt sich halt die Frage, was man in diesem Alter noch machen möchte. Wie sieht denn der Wille der Oma aus? Wenn sie noch trinkt, ist das doch wichtig. Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, dass man in diesem Alter sehr gut abwägen sollte, was man den Leuten noch zumutet. Wenn man einen Arzt dazu holt, sollte man sich im vorhinein im Klaren sein, was man eigentlich noch möchte.

Möchte man evtl. eine Magenspiegelung oder eine Darmspiegelung? Möchte man eine Magensonde (PEG)? Soll der Arzt vielleicht nur noch abhören? Möchte man evtl. die Patientin ins Krankenhaus bringen um die LUnge oä röntgen zu lassen? Wenn man diese Fragen verneint, wie es deine SChwiegereltern ja scheinbar machen, finde ich es ok, wenn man sagt, man lässt die Oma zu Hause in Frieden und menschenwürdig sterben. Natürlich ist das eine echte Gewissensfrage.

Meine Großmutter, sie ist mittlerweile 96 hat immer gesagt, sie möchte mal nicht dahin vegetieren. Nachdem meine Eltern nicht mehr körperlich in der Lage sind, sie zu pflegen, ist sie seit dem Frühjahr in einem Heim. Meine Eltern besuchen sie täglich. Gleich zu Beginn haben sie verfügt, dass die Oma keine PEG erhält, keine lebensverlängernden Maßnahmen, keine Krankenhausaufenthalte, keine invasiven Untersuchungen, keine externen Arztbesuche. Aber die Oma bekommt, falls sie nicht mehr ausreichend trinkt Infusionen und es wird einfach alles gemacht, was für ihr Wohlbefinden gut ist. (Pflegeprodukte, Dinge, die sie gerne isst ...) Diese Lösung finde ich gut!

[leona]

Re: Dringende Frage


Hallo Angel,
selbstverständlich könnte ein Arzt nach dem Tod feststellen, ob jemand ausgetrocknet oder verhungert ist - nur wird das in der Regel nicht getan. Wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. - Ihre Situation ist schwierig. Einerseits heißt es immer: Hinschauen anstatt Wegsehen, aber wenn es um alte Menschen geht, drückt man gerne schon mal beide Augen zu. Ich kenne die alte Dame natürlich nicht und weiß nicht, was wirklich in ihrem Sinne wäre.
Wenn Sie der Meinung sind, dass die Dinge so nicht laufen dürften, können Sie sich eine Seniorenberatungsstelle wenden (haben die meinsten Gemeinden) oder auch an die Beratungsstelle der Caritas (oder Vergleichbares). Vermutlich scheuen Sie aber die Konfrontation mit der Restfamilie - vielleicht können Sie auch anonym etwas tun.
In letzter Instanz wäre auch ein Gang zum Amtsgericht möglich - es könnte ein amtlicher Betreuer eingesetzt werden, wenn die Angehörigen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Auch da können Sie sich vorab unverbindlich telefonisch beraten lassen.
Ich wünsche Ihnen die richtige Entscheidung.
Leona