Ich bin Jahrgang 1957. Im Nov 2011 bekam ich meine Prostatakrebsdiagnose. Einschätzung nach Biopsie:
T3 NX MX, Gleason 10, PSA 70ng/ml.
Nach CT und Knochenszintigramm (ohne Befund) bekam ich eine OP. Aus der Histologie (Dez 2011):
pT3b, G3, L1, pN0 (0/12), pM1 (LYM), R1; Gleason 9.
Zu N0 und M1 hieraus: Zwei prävesikale Lymphknotenmetastasen durch das Karzinom.
Jan '12 - Sep '13: Testosteronentzug (ADT) mit Trenantone, bis Nov 12 zusätzlich Bicatulamid 50mg/Tag.
Sommer 2012: Bestrahlung (IMRT 66Gy).
Seit Anfang 2013 dümpeln die PSA Werte um die Messwertgrenze (0,01-0,03 ng/ml nach LaRoche), ohne darunter zu sinken. Wegen großem Rückfallrisiko (siehe Keto, et al., 2012: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23245686) suchte ich im Aug 2013 eine Zweitmeinung.
Dieser Arzt schlug allen Ernstes vor, nach Rückfall zunächst lokale Maßnahmen zu prüfen und dann trotz noch vermuteter Hormonsensitivität eine Chemo mit Docetaxel durchzuführen. Dies habe eine kleine Heilungschance, während der Standardweg keine Heilungschance hat. Ich habe auch hier einschlägige Publikationen nachgelesen. Eine solch frühe Chemo ist nicht belastbar sinnvoll (z.B. eine Kleinstudie von Nakabayashi et al., 2013, Urology: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23452809). Andere Ärzte sagten klar, die Option der frühen Chemo sollte ich meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Gleichwohl sitzt mir diese Option oder ein anderes "Russisch Roulette" um eine Heilungschance fest in meinem Kopf. Da es mir im Moment sehr gut geht, kann ich hieran auch sporadisch weiter arbeiten. Eine Entscheidung dazu steht auch jetzt nicht an. Gleichwohl ist Wissen auch dazu Macht, bzw "Nichtwissen macht nix" gilt hier nicht. Also zum Thema der Stand meines Wissens:
- Die große Europäische Studie STAMPEDE dürfte auf absehbare Zeit noch keine belastbaren Zahlen bringen.
- Der König Zufall brachte mir über meine Standardinformationsquelle, das "National Cancer Institute" folgende Presseerklärung:
http://www.cancer.gov/newscenter/newsfromnci/2013/E3805
Zur zugehörigen US-Studie CHAARTED gibt PubMed bis heute nur: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17111557
Daher frage ich nun in diesem zufällig gefundenen Forum:
1. ganz konkret zu meinem Problem: Was halten Sie von der Option "Frühe Chemo" als kleine Heilungschance mit dem Risiko einer bleibend schlechten Lebensqualität?
2. Etwas allgemeiner: Ich habe gelernt, Chemo greift in die Zellteilung ein und eine ADT bremst die Zellteilung. Chemo sei deswegen ziemlich erfolgreich bei schnell wachsenden Tumoren (z.B. Brustkrebs). Welchen Sinn macht daher die in STAMPEDE oder auch CHAARTED durchgeführte zur ADT adjuvante Chemo?
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