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An Detelina

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  • An Detelina

    Liebe Detelina,

    Sie stellen eine sehr schwere Frage, die ich trotz Ihrer offensichtlichen Ironie versuchen möchte ernsthaft zu beantworten.
    Zuerst noch eine Vorbemerkung: Ich habe keine medizinische oder vergleichbare Ausbildung, bin also wie bereits einmal gesagt lediglich ein aus persönlichen Gründen interessierter Laie. Zu den Versuchen einer gesunden Ernährung betreibe ich zusätzlich Laufen als Ausdauertraining. Die mir von Ihnen freundlicherweise zugesprochene Lebenserfahrung ist bei meinem Alter, incl. 35 Jahre Beruf, 35 Jahre Ehe und dem Großziehen von 3 Söhnen, nicht vermeidbar.

    Zur Frage selbst: Wenn ich genau wüßte, was man den MS Mädchen antwortet um Ihnen weiterzuhelfen, wäre ich wohl ein großer Guru. Ich glaube, aber, dass es sich dabei um schwerst Kranke handelt, wobei die Ursachen ihrer Erkrankung wohl überwiegend im psychischen Bereich liegen. Niemand von uns kann ihnen per Ferntherapie helfen, weil jede Hilfe gerade bei psychisch Kranken eine gründliche Analyse der Krankheitsursache voraussetzt. Dabei ist richtig angewendete Psychoanalyse sicher notwendig und hilfreich. Ernährungsratschläge greifen hier viel zu kurz, weil sie nur bei Symptomen ansetzen.
    Wenn hier im Forum eine(r) schriebe "ich bin Alkoholiker(in)" würden wir keine Ratschläge geben, die letztlich in der "Weisheit" münden "Du darfst nicht mehr trinken" sondern wir würden ihm(ihr) wohl nur den unbedingten Rat einer Therapie geben können.

    Für mich am nächsten kommt den notwendigen Ratschlägen Gutemine . Ich finde es bewundernswert mit welch unendlicher Geduld und offensichtlicher Liebe sie auf die Ratsuchenden eingeht. Sie setzt glaube ich am richtigen Ende ein, nämlich dabei zu zeigen wie schön das Leben ohne die Sucht ist (oder wäre).

    Zur Bibel: Mit meinem Zitat wollte ich nur zeigen, dass schon dieses "Buch der Bücher" den engen Zusammenhang zwischen Eigenliebe und Nächstenliebe und damit die Wichtigkeit der Eigenliebe erkannt hat. Wenn das nicht hinübergekommen ist habe ich mich wohl schlecht ausgedrückt.

    Ein Hinweis wäre aber auch sonst nicht völlig verkehrt. Es ist doch evident, dass eine zentrale Frage der MS Mädchen der offensichtliche Zweifel an einem Sinn des Lebens und am Wert der eigenen Person ist. Als vor einigen Monaten (ich habe es leider nicht mehr gefunden) hat eine Ratsuchende sich hier über ihre Therapeutin beschwert, weil diese ihr den Anschluß an eine kirchliche Gemeinschaft empfohlen hat, Es haben ihr alle recht gegeben und einer solchen Vorgangsweise jeden Sinn abgesprochen. Aber ist es wirklich so abwegig, bei der schwierigen Aufgabe diesen armen Geschöpfen bei der vielleicht lebensrettenden Sinnsuche zu helfen, ihnen auch die Religion als mögliche Hilfe anzubieten, wo doch so offensichtlich ist, daß sie vom Brot allein nicht leben können. Das muß nicht irgendeine Amtskirche sein.
    Meine Zen Lehrerin hat einmal eine für mich sehr kluge Feststellung gemacht: Alle Menschen treiben selbstverständlich Körperpflege, warum halten sie sowenig von Seelenpflege?

    Sie sehen ich habe leider mehr Fragen als Antworten. Ich glaube aber - und das ist eine meiner wichtigsten Lebenserfahrungen - nicht mehr an Patentrezepte. Insoferne bin ich Ihrer Meinung, dass die goldene Mitte das Richtige für uns ist. Nur wo liegt sie???

    Herzliche Grüsse

    Wolfgang E.


  • RE: An Detelina


    Das Schlimme an diesen religiösen Gemeinschaften ist ja nur, dass da die Leute von einer Abhängigkeit in eine andere geraten. Zuerst wird dort zwar - angeblich - aus lauter Menschenliebe gehandelt, aber mit ganz klarem Ziel. wieder ein Mitglied in ihre Gemeinschaft zu holen und so auch einen potentiellen Beitragszahler. Die meisten dieser Gemeinscharten verlangen ja einen Zehnten. Das heisst einen Zehntel des monatlichen Einommens ihrer Brüder/Schwestern. Und mit der klaren Auflage, neue Mitglieder zu werben. Und wenn diese Menschen den positiven Effekt - vielleicht ihrer Gesundung - "sehen", sind sie bereit auch zu missionieren.
    Ich hab das in meinem nächsten Verwandtenkreis erlebt und weiss, wovon ich spreche... Und aus diesen Gemeinschaften wieder rauszukommen ist ein schwerer und oftmals auch leidvoller Weg.
    Ich denke, dass eine gute Psychotherapie, wo das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen und vor allem Selbstwertgefühl gestärkt wird, allemal besser ist. Aber Deine Aussage von der Eigenliebe zur Nächstenliebe kann ich nur unterschreiben. Man muss sich selber lieben können, um anderen Liebe und Mitgefühl zu schenken.

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    • RE: An Detelina


      hallo herr É.lange nichts mehr gehört von ihnen,waren sie im Urlaub,würde mich freuen wenn sie wieder mehr Stellung beziehen würden,bzw. wieder informative Links anbringen würden,gruss Franco

      Kommentar


      • RE: An Wolfgang


        Lieber Wolfgang,

        für Ihre liebenswürdige Antwort möchte ich mich vielmals bedanken. Ich freue mich, daß Sie meinen irenischen, friedliebenden Grüßen entgegengenommen haben. Die schicke ich nämlich meinem Rechtsanwalt, wenn ich der Meinung bin, daß er für eine Sache Toleranz aufbringen sollte. Die ergebensten Grüßen aber bekomme ich, jedes Jahr zusammen mit den Weihnachtsgrüßen eines älteren Herrn, eigentlich sehr vornehm, nicht wahr? Ich muß Ihnen zugestehen, daß Sie mir mit Ihrer Einstellung zum Siezen sehr sympathisch geworden sind. Ich bin zwar eher für Duzen, aber, und dies würde ich auch leicht unterstreichen wollen, in bestimmten Fällen und im allgemeinen möchte ich liebend gern über die Freiheit verfügen können, sagen zu dürfen "Danke für das Angebot, ich würde aber gern bei Sie bleiben."

        Ich habe auch mit Freude festgestellen dürfen, daß wir einige gemeisame Interessen oder auch Meinungen haben. Die gesunde Ernährung und das Ausdauertraining: ich laufe, besser gesagt, ich jogge (ich hoffe, daß Sie nichts gegen diese eigentlich nicht so schöne Fremdwörter in unserer Sprache haben) regelmäßig. Ich habe das Ausdauertraining ziemlich vernachlässigt gehabt. Jetzt habe ich aber diese wunderbare Körperertüchtigung in der freien Natur wiederentdeckt und glauben Sie mir, es macht mir viel Spaß.

        Danke, daß Sie Ihre Auffassung zu MS mit mir geteilt haben. Eigentlich möchte ich Ihnen in dem Punkt völlig zustimmen. Ob man virtuelle Liebe oder Geborgenheit vermitteln kann, kann ich mir leider weniger vorstellen. Ich hoffe es aber, daß wir es nicht so weit in der Zukunft bringen. Ich finde es aber auch nicht falsch, auch mal die Tatsachen zu nennen, so wie sie sind, und auch sachlicher über die Notwendigkeit von Therapien oder was einem dort erwartet zu sprechen. Es gibt auch weniger schwere Fälle, die auf die Idee kommen können, Hilfe zu suchen.

        Über den Zusammenhang zwischen Eigenliebe und Nächstenliebe würde ich mit Ihnen bei einer anderen Gelegenheit gern diskutieren. In diesem Punkt erweisen sich zwischen uns gewisse Differenzen, die aber keinesfalls als unüberbrückbar angesehen werden sollten.

        Zu kirchlichen Gemeinschaft sage ich ja, mit einer Einschränkung, die ich durch ein Zitat verdeutlichen möchte: Tot fidei sectis divisus mundus habetur - So viele Glaubensrichtungen teilen die Welt, wie es heißt, dass man kaum noch erkennt, welcher des Lebens Pfad. Weil entgegengesetzt so viele Glaubensdogmen der Welt, handelt ein jeder so, wie sein Volk tradiert (Monita ad Astrolabium, 1138). In diesem Sinne würde ich hier die Goldene Mitte unseren Erfahrungen und unseren christlichen Einrichtungen entscheidend vorziehen.

        Warum die anderen Menschen so wenig von Seelenpflege halten, das verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht.

        Mit dem Goldenen Zeitalter bezeichnen wir die Blütezeit einer Epoche, ergo das Beste, das wir vollbringen können. Die Mitte? Mit der Mitte würde ich nicht so genau sein wollen. Die Grenzen der Mitte würde ich ziemlich extrem setzen, sogar sehr extrem.

        In diesem Sinne, lieber Wolfgang, mit herzlichen Grüßen
        Detelina

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