Wie viele meiner Leidensgenossen habe ich eine Ärzte-Odyssee hinter mir. Ich war bei verschiedenen Fachärzten, die nichts finden konnten und das als psychosomatisch abgetan haben. Tatsächlich gibt einen einen psychischen Anteil, denn wenn ich unter extremen Stress stehe, können ebenfalls Schmerzen/Entzündungen ausgelöst werden, aber eben nicht nur vom Stress.
Bei mir fing es damals Anfang 30 an. In der Nacht bin ich häufig schweißgebadet aufgewacht, dann habe ich eine extreme Morgensteifigkeit festgestellt. Dazu gesellten sich Spannungsschmerzen an Sehnenansetzen und Muskeln. Ähnlich wie Muskelkater aber teilweise über Monate und mitunter so heftig, dass ich Schmerzmittel nehmen musste. Ich weiß nicht ob es einen Zusammenhang gibt, aber seit dem hatte ich auch etwa 10 Hörstürze mit bleibenden Tinnitus auf beiden Ohren.
Mit Anfang 40 kamen regelmäßig Taubheitsgefühle in den Beinen dazu. Es war ein Gefühl, als ob ich Holzbeine hatte. Zum Glück sind diese Taubheitsgefühle nach einigen Wochen immer wieder verschwunden.
Ende 40 hatte ich zusätzlich neurologische Störungen in den Augen, ich sah nach anstrengenden Tätigkeiten grünblaue Punkte auf roten Flächen, das ist bis heute so geblieben.
Des weiteren habe ich ständig kalte Hände und kalte Füße. Bei mir ist das Kälteempfinden extrem stark ausgeprägt, so dass ich die Kälte schon fast als Schmerz empfinde. Ich habe irgendwann angefangen kalt zu duschen, um mich etwas abzuhärten. Das hat tatsächlich etwas gebracht, aber die kalten Hände und Füße sind geblieben.
Und als Weichei möchte ich mich auch nicht bezeichnen. Bein Zahnarzt lasse ich fast alles ohne Betäubung machen, vom Bohren bis auf den Nerv über Zahn abschleifen für eine Krone. Mit einem gebrochenen großen Zeh bin ich eine Woche gehumpelt, ohne einen Arzt zu konsultieren. Der Bruch kam erst auf einer späteren Röntgenaufnahme ans Tageslicht, er ist wohl nicht ganz perfekt wieder zusammen gewachsen, aber ohne Probleme.
Ich war mein gesamtes Leben sportlich, habe mit 24 das Rauchen aufgegeben und trinke kaum Alkohol und wenn, dann nur in Maßen. Was auch auffällig ist, dass ich häufig Probleme mit Sehnen und Muskeln hatte, die sich häufig entzündeten. Sobald ich etwas zu viel oder ungewohnt trainiert hatte, bekam ich die Quittung. Ende 30 habe ich angefangen zu Laufen und habe für den Marathon trainiert, aber ständige Entzündungen in verschiedensten Teilen der Beine haben mich immer wieder zu längeren Pausen gezwungen. Über 20 Kilometer bin ich nicht heraus gekommen und so habe ich die Marathondistanz aufgegeben und laufe nur noch bis 10 Kilometer. Ich brauche sicherlich nicht die gutgemeinten Ratschläge anderer Sportler zu erwähnen, die meinten ich würde etwas falsch machen, obwohl ich einiges an Trainingsmethoden ausprobiert hatte. Der Körper wollte einfach nicht. OK. Ihr kennt mich nicht, aber ich bin sehr vorsichtig und nur mit leichten Steigerungen an das Training heran gegangen. Andere konnten in der Zeit sehr viel höher und ohne Probleme Steigern.
Außerdem hat die Kraft schlagartig ab 40 nachgelassen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich nicht mehr so intensiv trainieren konnte oder ob es genetisch oder altersbedingt ist. Ich kenne andere, die ihr Kraftniveau deutlich länger halten konnten. Das ist übrigens unabhängig von den anderen Entzündungen die ich weiter oben beschrieben habe und die ohne sportliche Tätigkeiten entstehen.
Während dieser Zeit habe ich festgestellt, dass mein Freundeskreis irgendwann genervt reagiert hatte, wenn ich mal wieder von meinen Problemen erzählt habe. Das lief darauf hinaus, dass mir gesagt wurde, ich solle doch zum Arzt gehen und ich erwiderte, dass ich schon bei zig Ärzten war. Mit anderen Worten, dann wird er wohl nichts haben... Ganz nebenbei, was mir so manch Arzt empfohlen hat ist unglaublich. So stellte einer der Ärzte fest, dass ich einen Zeckenbiss mit Borreliose hatte und ich sollte zwei Jahre ununterbrochen verschiedene Antibiotika nehmen. Ein anderer Arzt empfahl mir den Konflikt mit meiner Mutter zu lösen. Das waren mit die kuriosesten Empfehlungen. Da ich nicht ganz blöd bin und relativ gut im Internet nach seriösen Quellen recherchieren kann, habe ich das natürlich sofort abgelehnt.
Ich bin letztlich dazu über gegangen niemanden mehr davon zu erzählen, denn niemand, der nicht ähnliche Probleme hat, kann das in irgendeiner Form nachempfinden. Außerdem kann ich auch verstehen, dass es irgendwann nervt, wenn jemand ständig von seinen Schmerzen erzählt. Somit ist man ziemlich allein mit seinen Problemen und muss sehen, wie man damit zurecht kommt. Auch zu Ärzten gehe ich damit deswegen schon länger nicht mehr.
Jetzt kommt das Positive, denn ich habe in den Jahrzehnten verschiedene Zusammenhänge heraus gefunden.
Ernährung:
Zu Anfang meiner Probleme stand noch Rheuma in Verdacht, also habe ich angefangen mich nach einer Rheuma-Diät zu ernähren. Und tatsächlich besserte sich meine Situation schlagartig. Speziell Milch, Käseprodukte und Fleisch vertrage ich nicht so gut.
Zucker ist ganz schlimm, früher habe ich gern viel Süßes gegessen. Durch meinen Sport habe ich nie zugenommen, nur die Zähne haben leider etwas gelitten. Wenn ich jetzt häufiger oder viel Süßes esse, habe ich am nächsten Tag Probleme wie Steifheit und Schmerzen.
Hin und wieder werde ich rückfällig, mit Käse, Fleisch und Zucker, weil ich mir einrede, dass es wieder geht, doch bisher ist früher oder Später immer die Quittung gekommen.
Säuren sind ebenfalls Gift. Fruchtsäfte oder Lebensmittel, die mit Zitronensäure oder ähnlichem versetzt sind vertrage ich auch nur noch in sehr geringen Dosen. Ansonsten kommen Steifheit, Schmerzen und Entzündungen zurück.
Fasten:
Vor ein paar Jahren habe ich das Fasten für mich entdeckt. Die erste Fastenkur über fünf Tage war die Hölle, aber danach war ich ein neuer Mensch. Ich dachte sogar, dass ich den Mist für immer los geworden bin, aber nach etwa einen halben Jahr fing es wieder an. Bei meiner zweiten Fastenkur habe ich vorher keine Darmentleerung mit Glaubersalz vorgenommen, weil es alles andere als angenehm ist, sich die Seele aus dem Leib zu sch... Zu meinem Erstaunen hatte die zweite Fastenkur kaum Wirkung. Mit der Zeit habe ich heraus gefunden, dass die Darmentleerung fast das Wichtigste an der Fastenkur ist. Jetzt mache ich zwei mal im Jahr eine Fastenkur mit Darmentleerung. Es reichen sogar nur drei Tage ohne Essen, in der Zeit trinke ich nur Wasser und Tees und etwas Salzwasser.
Mit der Ernährung und dem Fasten bin ich fast symptomfrei, aber auch nur fast. Hin und wieder bricht es wieder durch, aber lange nicht mehr so schlimm und viel seltener.
Sport:
Mit dem Sport ist es ein schwieriger Balanceakt. Zu viel ist schlecht, aber ganz ohne ist auch schlecht. Ich bin mir sicher, dass es mir heute nicht so gut gehen würde, wenn ich keiner Sport mehr gemacht hätte. Wenn ich wegen Verletzungen pausieren musste, haben sich die Symptome verschlimmert. Sobald es irgendwie ging, habe ich wieder angefangen mich sportlich zu betätigen. Dabei habe ich immer geschaut was gerade möglich ist. Entweder Radfahren, Schwimmen, Laufen, Stretching, leichtes Krafttraining oder einfach nur Spazieren gehen.
Ich weiß, die meisten von uns haben schon alles möglich ausprobiert, aber eventuell entdeckt sich die eine oder der andere in dieser Geschichte wieder und hat meine Herangehensweise noch nicht ausprobiert.
Liebe Grüße
Maratus
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