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Behandl. Aggressivität

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  • Behandl. Aggressivität

    Sehr geehrter Herr Spruth,
    mein Vater leidet seit ca. 1997 an Demenz (Mischform Alzheimer + vaskuläre Demenz). Bis zu unserem Umzug 2003 war er auch Patient in Ihrer Gedächtnissprechstunde. Entfernungsbedingt konnten wir Ihre Unterstützung dann leider nicht mehr in Anspruch nehmen. Sein körperlicher Zustand hat sich seither so stark verschlechtert (schlechtes Laufen, Inkontinenz usw.),dass eine häusliche Pflege nicht mehr durchgeführt werden konnte. Daher kam er Ende März 06 in ein Pflegeheim. Obwohl er sich anfänglich wohl zu fühlen schien und wieder sehr mobil war, berichteten die Pflegekräfte immer häufiger von Aggressionen gegenüber Mitbewohnern und Pflegerinnen. In der häuslichen Umgebung bzw. der Familie gegenüber war er aber nie aggressiv. Trotz der Gabe verschiendener Psychopharmaka (u.a. Haloperidol) zeigte sich keine Besserung. Daher wurde er zur Einstellung einer antidementiven Medikation in ein KH überwiesen. Seit der dortigen Behandlung mit Risperidon und Pipamperon kann er teilweise kaum noch sitzen, isst und trinkt nicht, kann nicht sprechen und nur sehr schwer schlucken - befindet sich insgesamt in einem menschenunwürdigen Zustand. Aus meiner laienhaften Kenntnis hatte er mindestens 2x TIA. In diesem Zustand wurde er zurück geschickt ins Pflegeheim. Dort zeigte er sich jedoch teilweise wiederum aggressiv - soweit sein körperlicher Zustand dies überhaupt zulässt. Momentan ist er völlig apathisch. Selbst die Pflegekräfte führen seine sogenannte "Agression" in der Zwischenzeit eher auf Angst und die ungewohnte Umgebung zurück als auf krankheitsbedingte Ursachen. Nun zu meinen Fragen: Gibt es alternative Methoden/Behandlungsmöglichkeiten? Sind verstärkte Besuche aus der Familie hilfreich um die Eingewöhnung zu erleichtern und wieder Vertrauen in die Umgebung zu schaffen? Was können wir noch tun?
    Nach Reminyl und Aricept erhält er nun Axura (morgends und mittags) zur Erhaltung seiner kognitiven Fähigkeiten. Da dieses Medikament eine sehr mobilisierende Wirkung auf ihn hatte, haben wir es zu Hause nur morgends gegeben, damit er nachts nicht unbeaufsichtigt umherirrte. Im Pflegeheim bekommt er es nun 2x am Tag. Besteht die Möglichkeit, dass seine Aggressionen auch durch dieses Medikament verursacht werden?
    Für Ihren Rat wären wir Ihnen sehr dankbar. Momentan sind wir sehr verzweifelt.
    Familie W.


  • RE: Behandl. Aggressivität


    Hallo,

    erlaube mir zwecks Austausch auf Ihre Frage hin zu antworten, bis Herr Dr. Spruth Ihnen sicherlich antworten wird.
    Mein Vater, nach meiner Schätzung noch in einem etwas früherem Stadium als Ihr Vater, wurde daheim auf einmal aggressiv, wobei das keine normalen Aggressionen waren, sondern psychotische Anwandlungen (unfachmännisch ausgedrückt). Er bekam bis dahin nur Citalopram, keine weiteren Antidementiva etc. Wir fingen dann mit Risperidol an, wobei anscheinend zu schnell gesteigert wurde, woraufhin er erst recht durchdrehte. Ausserdem weiss ich bis heute nicht, ob das Citalopram ein Mitauslöser war, wurde jedenfalls abgesetzt. Auch er kam in eine Klinik zur Medikamenteneinstellung, und ist jetzt, nach schon 3 Wochen, wieder soweit, dass wir ihn nach Hause holen, in der Hoffnung, dass es so schnell nicht mehr losgeht mit seinen Anfällen (Ärzte empfehlen eine noch längere Beobachtungsdauer). Er bekommt jetzt auch Auxura, aber nur morgens (eben wegen der Antriebssteigerung) und zum Abend hin wieder ein Antidepressivum, Remergil, und eben immer noch das Risperidol. Sollten wir erkennen, dass es jetzt wieder in die andere Richtung losgeht, dann müssen wir herausfinden, ob es das Auxura ist, oder das Remergil, also ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer.
    Zu Ihrem Vater, verstehe ich nicht, wie er in dem Zustand, also schlecht eingestellt, wieder in das Heim entlassen wurde. Meiner Meinung nach macht die Umgebung in diesen Fällen zwar den Betroffenen Angst, aber eben auch daheim. Vielleicht sollten Sie nochmal versuchen, eine andere Klinik für die Einstellung zu finden?
    Würde mich sehr interessieren, welche Erfahrungen Sie mit den Medikamenten weiter machen. Vielleicht berichten Sie nochmal? Wäre nett. Viel Glück.
    Flieder

    Kommentar


    • RE: Behandl. Aggressivität


      Vielen Dank für Ihr Interesse. Heute hat der behandelnde Neurologe (nicht der vom KH) einen Hausbesuch im Pflegeheim gemacht. Auch nach seiner ersten Einschätzung besteht die Möglichkeit, dass mein Vater unter der Gabe von Risperidon einen oder mehrere Schlaganfälle oder TIA (transistorische ischämische Attacken) hatte. Er wird sich jetzt die Krankenakte kommen lassen um genauere Infos zum Behandlungsverlauf zu erhalten. Erst nach Entlassung aus dem KH habe ich aus dem vorläufigen Arztbrief erfahren, dass er dort auch mit Risperidon behandelt wurde. Mein Vater leidet neben der vaskulären Demenz auch an Bluthochdruck (Hypertonie) und hatte bereits einen Hirnstamminfarkt. Daher erhält er seit 2004 Plavix zur Vorbeugung von TIA.
      In den Präparateinformationen von Risperidon finden sich folgende Angaben:
      „Anwendungsbeschränkungen: ………. (Bei ält. Demenz-Pat. Nutzen u. Risiken, insb. prädispon. Faktoren f. einen Insult, individ. sorgfältig abwägen. Bes. Vors. b. Demenzpat. m. Bluthochdruck, kardiovask. Erkr. u. Pat. m. vaskulär bedingter Demenz. Die Pat. bzw. ihre Betreuer darauf hinweisen, dass sie Anzeichen für ein mögl. zerebovask. Ereignis wie plötzl. Erschlaff., Taubh. im Gesicht, Armen od. Beinen sowie Sprach- u. Sehstör. unverzügl. berichten sollen. Ohne Verzug sind alle Behandl.-möglichk. einschl. Abbruch der Ther. abzuwägen.) ….“
      Nachdem ich hiervon Kenntnis hatte, habe ich nach telef. Absprache mit seinem Neurologen dieses Medikament sofort absetzen lassen und kann mir seinen Zustand nun auch erklären. In seinem derzeitigen Zustand sind Aggressionen auch gar nicht mehr möglich. Sofern sich seine Verfassung wieder bessern sollte, werden wir bei erneutem Auftreten von aggressivem Verhalten probieren, ihm nur einmal am Tag (morgens) Axura zu geben. Wir hoffen, dass er dadurch nur soweit mobilisiert wird wie gut für ihn und seine Umwelt ist.
      Freue mich über jeden Erfahrungbericht ebenfalls Betroffener und weitere Hinweise.

      Kommentar


      • RE: Behandl. Aggressivität


        Als ich Ihren Beitrag soeben zufällig entdeckt habe, bin ich so erschrocken, daß ich mich sofort im Forum registriert habe, um meine Erfahrungen zu schildern.
        Auch bei meiner Mutter (82) wurde eine Demenz vom Mischtyp (Alzheimer/vaskulär) diagnostiziert. Alle Ärzte wußten bislang nur Risperdal als "Allheilmittel" gegen ihre Aggressivität und Abwehrhaltung, die sie gegenüber Fremden (insbesondere Pflegepersonal) und bei Streßsituationen oft hat. In allen Kliniken, in denen ich bislang mit ihr war, wurde kein einziger Versuch unternommen, ein Antidementivum auch nur versuchsweise zu geben. Das habe im fortgeschrittenen Stadium keinen Zweck, heißt es. Stattdessen gab es die bunte Palette der Psychopharmaka inklusive das allseits bekannte Haldol, Melperon etc. etc. Auch ich bin zuerst ahnungslos in diese Dinge hineingeraten.

        Die Nebenwirkungen unter RISPERDAL + Melperon:
        Extreme Schläfrigkeit, bei Gabe am Abend Hangover bis in die Mittagszeit. Totale Demobilisierung durch Muskelerschlaffung. Unfähigkeit zu gehen. Schwerste Gleichgewichtsstörungen. Schräglage von Kopf und Rumpf (immer nach rechts verzogen). Starke Blutdrucksenkung. Übelkeit. Aufstoßen. Appetitmangel. Nahrungs- und Flüssigkeitsverweigerung. Undeutliche, lallende Sprache. Leichte epileptische Anfälle (sogenannte "Absencen", bei denen der Betroffene in eine Art Starre verfällt, sich minutenlang nicht bewegen und nicht sprechen kann). Unfähigkeit, selbständig zu essen oder zur Toilette zu gehen. Dadurch verstärkt Inkontinenz. Eingeschränkte Koordinationsfähigkeit der Bewegung (zielte mit der Gabel immer daneben, traf nur zufällig den Mund). Deutliche Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten. Starkes Zittern der Hände (konnte eine Tasse nur noch mit beiden Händen halten).

        Kommentar eines Neurologen: Man müsse sie "führbar" machen. Weist man auf das m.E. nicht verantwortbare Risiko, bei einem Patienten mit vaskulärer Demenz Risperdal zu geben, hin, heißt es: Man müsse eben abwägen. Gegen die epileptischen Anfälle könne man Valproat, gegen das Zittern ein Anti-Parkinsonmittel geben usw.

        Es gibt einen sogenannten "Rote-Hand-Brief" des Herstellers von Risperdal, aus dem klar hervorgeht, daß in plazebo-kontrollierten Studien mit älteren Demenz-Patienten die "Inzidenz von zerebrovaskulären Ereignissen einschließlich Insult (auch mit Todesfolge) und transitorischen ischämischen Attacken (TIA) bei den mit RISPERDAL behandelten Patienten signifikant höher war als im Vergleich zu den Patienten, die Plazebo erhielten (mittleres Alter 85 Jahre; Altersspanne 73 - 97 Jahre)"

        Ich habe bei meiner Mutter (lebt noch zuhause) nach ihrem Klinikaufenthalt alle Psychopharmaka ausgeschlichen. Sie bekommt nichts mehr. Stattdessen werden jetzt Antidementiva ausprobiert. Nicht ein einziger Arzt hat mich bislang freiwillig über die Risiken von Risperdal aufgeklärt. Ich mußte alles selbst recherchieren. Selbst auf hartnäckiges Nachfragen wird das Risiko eher heruntergespielt. Was man immer bedenken muß, ist, daß jeder Patient individuell verschieden reagiert und der Stoffwechsel bei Älteren ganz anders verläuft als bei jungen Psychiatriepatienten, die Risperdal einnehmen. Meine Mutter nahm dieses Medikament über fast 5 Wochen, bevor mir klar wurde, welcher Gefahr sie ausgesetzt war. Sie hat gottseidank keinen Schlaganfall erlitten.

        Neuroleptika (zu denen Risperdal wie auch Haldol und Eunerpan/Melperon gehört) haben die unangenehme Eigenschaft, den Konsumenten schläfrig zu machen und eine emotionale Panzerung zu bewirken. Gleichzeitig verursachen sie eine unerträgliche innere Unruhe, die Betreffende nicht mehr ausleben kann ("Sitzunruhe"). Er wird also - paradoxe Reaktion - meist noch unruhiger. Dann wird die Dosis erhöht, und schon ist der Teufelskreis da. Es ist für den Betroffenen eine Quälerei, die nicht auf die Verbesserung seiner Lebensqualität abzielt, sondern nur auf eine Handhabbarmachung für die Pflegenden.

        Sie haben das schon richtig beobachtet: Die Aggressivität resultiert meist aus Angst vor ungewohnten Situationen. Das Einzige, was meiner Meinung nach gegen Aggressivität hilft, ist eine angenehme, streßfreie Umgebung, in der sich der Kranke wohlfühlt, und liebevolle Zuwendung und Betreuung. Dies jedoch kostet Zeit, die die meisten nicht haben. Am wenigsten das Pflegepersonal. Daher wird die Gabe sedierender Mittel zur Dämpfung der Patienten vorgezogen. Es gibt jedoch gute Heime, die auf Psychopharmaka weitgehend verzichten. Diese sind jedoch schwer zu finden und noch schwerer ist es, dort einen Platz zu bekommen. Stichwort: Validation nach Prof. Erwin Böhm.

        Ich wünsche Ihnen viel Kraft. Manchmal muß man sich einfach schützend vor seine Angehörigen stellen und selbst die Augen und Ohren offenhalten. Informieren Sie sich! Fragen Sie nach, welche Präparate Ihr Angehöriger bekommt. Diese Auskunft ist mir noch nie verweigert worden. Glauben Sie nicht alles, was man Ihnen sagt. Mir wurde in der Klinik ein Antiepileptikum als "Etwas gegen die Demenz" verkauft, und ein harter Tranquilizer (Tavor, ein Benzodiazepin ähnlich Valium - macht abhängig) als "Ein Mittel, um die Nacht etwas leichter zu machen". Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an. Forschen Sie im Internet nach, eignen Sie sich Kenntnisse an und stellen Sie den Ärzten dann direkte Fragen. Blindes Vertrauen ist nicht angebracht!

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        • RE: Behandl. Aggressivität


          Sehr geehrte Familie W.,

          erschreckend, wie sich der Verlauf im Krankenhaus gestaltet hat. Direkt zu Ihren Fragen:
          Aggressivität gehört nicht zu den typischen Nebenwirkungen von Axura, tatsächlich ist dieses Symptom nichteinmal in der Fachinformation, die die Studienergebnisse zu dem Präparat zusammenfasst gelistet. Natürlich kann, insbesondere wenn eine zeitliche Korrellation zwischen Auftreten bzw. Verstärkung der Aggressivität und der Eindosierung des Medikaments nicht ausgeschlossen werden, erscheint aber letztlich auch unter der (korrekten) Tagesdosis von 2 x 10 mg doch eher unwahrscheinlich.
          Zur Behandlung ist anzumerken, daß neben Maßnahmen der nichtmedikamentösen Behandlung, wozu auch die von Ihnen angeführten häufigen Besuche dienen können, Neuroleptika eine wichtige Rolle spielen können. Der Hinweis auf das erhöhte Risko für "Durchblutungsstörungen" des Gehirns bei der Anwendung von Risperidon insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen und cerebrovaskuläre Risikofaktoren (z.B. Bluthochdruck) ist richtig und hier sind in der Tat Nutzen und Risiko sehr genau abzuwägen. Richtig ist aber auch, daß das Präparat ansonsten im Vergleich z.B. zu Haloperidol sehr gut verträglich ist und daher diesem in den meisten Fällen vorzuziehen ist. Wichtig ist, daß möglichst geringe Dosen gewählt werden. Alternative Therapieversuche könnten, obwohl es hierfür keine sehr gute Datenlage gibt, z.B. mit best. Antiepileptika (z.B. Carbamacepin) unternommen werden. Auch Acetylcholinesterasehemmer (Aricept, Exelon, Reminyl) können sich günstig auf nicht-kognitive Symptome auswirken. Hat die Aggression zugenommen, nachdem diese abgesetzt wurden?

          Mit freundlichen Grüssen,

          Spruth

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          • RE: Behandl. Aggressivität


            Sehr geehrter Herr Dr. Spruth,

            zunächst einmal vielen Dank für ihre fachlichen Auskünfte und die kompetente Betreuung dieses Forums. Es ist wirklich sehr hilfreich und eine nützliche Unterstützung für alle Ratsuchenden.

            Leider kommt für meinen Vater jede Hilfe zu spät. Er ist gestern Abend - nur wenige Tage nach der Entlassung aus dem KH - gestorben.
            Nach allem was ich nun gelesen habe, führe ich die Verschlechterung seines körperlichen Zustandes und letztendlich seinen Tod zum jetzigen Zeitpunkt ursächlich auf die individuell für ihn negativen Nebenwirkungen von Risperidon zurück. Meiner Ansicht nach, stand bei seinen Vorerkrankungen der Nutzen (=0) in keinem Verhältnis zum Risiko. Die behandelnde Ärztin hat mich als Betreuer auch zu keinem Zeitpunkt uber die Risiken (z.B. cerebrovask. Ereignisse) informiert und auch nach deutlicher Zustandsverschlechterung das Medikament nicht abgesetzt. Erst im Nachhinein wurde mir klar, was ich bei ihm beobachtet hatte und worüber ich Ärztin + Schwestern ständig informiert habe. Da ich im persönlichen Gespräch mit der Ärztin keine konkreten Informationen über Beginn, Dauer und Begründung der Medikation erhalten konnte, habe ich nun die Patientenakte angefordert. Diese liegt mir aber noch nicht vor.
            Ich denke, Sie haben in Bezug auf Axura recht. Dieses Medikament hat die aufgetretene Agressivität nicht verursacht. Die eigentlich sehr positive mobilisierende Wirkung auf meinen Vater, hat es ihm lediglich ermöglicht, sich gegen störende (nervende) Einflüsse im Pflegeheim, körperlich zu wehren. Verbal war es ihm auf Grund der Demenz halt nicht mehr möglich, Abhilfe zu schaffen. Nach der Umstellung von Arizept auf Axura ist keine nennenswerte Aggression aufgetreten, erst nach der Aufnahme im Pflegeheim. Auch noch unter dem Einfluss von Risperidon(bevor ich es absetzen lassen konnte) hat er dort Aggressionen gezeigt, soweit ihm das in seiner schlechten Verfassung überhaupt möglich war. Hätten wir die Zusammenhänge eher erkannt und ihn in der Eingewöhnungszeit noch häufiger besucht und uns besser für ihn eingesetzt, wäre ihm sicher einiges erspart geblieben. Wir bedauern, dieses Forum und die Erfahrungsberichte nicht früher entdeckt und genutzt zu haben.
            Familie W.

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            • RE: Behandl. Aggressivität


              Sehr geehrte Familie W.,

              mein herzliches Beileid, es tut mir wirklich sehr leid das zu erfahren.

              Es ist tatsächlich sehr wichtig, sich über seine Zweifel austauschen zu können, auch wenn sich Ärzte dadurch angegriffen fühlen, und der häufigste Satz den man hört ist: Sie müssen endlich mal Vertrauen zu einem Arzt fassen... Wie kann man das so umfassend, wenn man weiss, wie sehr alles nach Richtlinien verordnet oder nicht verordnet wird. Ich habe das schon ein paar Mal selber erfahren, diverste skurrile Fehleinschätzungen, denen ich selber nachgegangen bin und ein komplett anderes Ergebnis hatte letztendlich.

              Vielleicht möchten Sie sich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal austauschen.
              Ihre Flieder

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              • RE: Behandl. Aggressivität


                Liebe Petra64,
                vor allem Ihnen einen ganz herzlichen Dank für Ihren Erfahrungsbericht. Er hat mich sehr bewegt. Alle Symptome, die Sie schildern musste ich leider auch bei meinem Vater beobachten, ohne mir die Gründe dafür erklären zu können. Denn ich bin von der Behandlung mit Risperdal nicht informiert worden. Die behandelnde Ärztin war immer sehr "von oben herab"(nur weil mein Vater nicht sofort antworten oder bestimmte Aufforderungen befolgen konnte, hielt sie ihn für schwerhörig, sprach unangenehm laut mit ihm und wollte mir nicht glauben, das er noch ein sehr gutes Gehör hatte). Obwohl wir mindestens jeden zweiten Tag im Krankenhaus waren, hatten wir nur 3x kurz die Gelegenheit mit ihr zu sprechen, da sie immer sehr beschäftigt war oder keinen Dienst hatte. Schwestern und Bereitschaftsärzte waren angeblich nicht befugt oder in der Lage uns detaillierte Auskunft zu geben. Es hieß immer, er bekäme die "Standardmedikation" - als ob es standardisierte Menschen gäbe.
                Leider hat mir im entscheidenden Moment das Durchsetzungsvermögen und die Zeit gefehlt, die notwendigen Informationen mit Nachdruck einzufordern. Ich bedaure dies zutiefst.
                Nach der Entlassung aus dem KH und meiner Kenntnis von der Behandlung mit Risperidon habe ich versucht, die Ärztin telef. zu erreichen. Nachdem ich bei der Schwester hinterlassen habe, ich würde mich schriftl. beschweren, erhielt ich einen Rückruf von ihr. Dieser war aber sehr unergiebig - ich habe keine konkrete Antwort erhalten. Bis heute weiß ich nicht, seit wann und in welcher Dosierung er Risperidon wirklich erhalten hat. Sie wiederholte nur immer wieder, in Absprache mit dem "Nervenarzt" könnte ich das Medikament ja wieder absetzen. Ich hoffe, die angeforderte Krankenakte gibt mir mehr Aufschluß. Mein Vater ist m.E. an den Folgen dieser Behandlung (inklusive des respiratorischen Infektes, den er erst im KH bekommen hat und dem Dekubitus) am So mit nur 75 Jahren gestorben. Leider hatte ich nicht genügend Kraft ihn zu schützen und den Mut ihn einfach aus dem KH zu holen. Anschließend musste ich mir noch sagen lassen, ich könne mich nicht einfach in die verordnete Medikation einmischen - ich sei ja schließlich kein Arzt.
                Können Sie mir einen Tipp geben, wo ich den "Rote-Hand-Brief" erhalten kann? Bei einer kurzen Recheche im Internet konnte ich nur Hinweise darauf finden, nicht aber den "Rote-Hand-Brief" selbst.

                Ihnen und Ihrer Mutter wünsche ich alles Gute. Ich denke, Sie machen das einzig Richtige. Nochmals vielen Dank
                Betreuerin GW

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                • RE: Behandl. Aggressivität


                  Auch von mir aufrichtiges Beileid! Das ist eine menschliche Tragödie!! Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, daß solche Dinge passieren müssen. Wann wird endlich ein verantwortungsvollerer Umgang mit Medikamenten betrieben?

                  Kommentar


                  • RE: Behandl. Aggressivität


                    Sehr geehrte Familie W.,

                    ich bedauere den tragischen Verlauf, den die Krankengeschichte Ihres Vaters genommen hat und möchte Ihnen hiermit meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen.

                    Mit freundlichen Grüssen,

                    Spruth

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